Zuspitzung der Kriegssituation im Nahen Osten

Gespeichert von Helmut Brinkma… am

Liebe Friedensinteressierte,

angesichts der dramatischen Entwicklungen im Nahen Osten sende ich die folgenden Beiträge - ohne mit allen Aussagen übereinzustimmen.

Besonders hinweisen möchte ich auf die Texte von Ronen Steinke und Josef Freise - und die Aufrufe.

1. Die Zeit: Debatte über Israel: Es ist eben kompliziert

2. Haaretz: Gideon Levy: Und Finsternis war auf dem Antlitz Israels

3. IPG-Journal: René Wildangel & Konstantin Witschel: Feuerpause für Gaza

4. SZ: Ronen Steinke: Krieg in Nahost - Das sind auch Menschen, die anderen

5. Kirchenzeitung Köln: Gastkommentar: Josef Freise: Traumata – auf beiden Seiten

6. Hanna Arendt: VÖLKERVERSTÄNDIGUNG IM NAHEN OSTEN (1945)

7. Walter Wink: "Verwandlung der Mächte. Eine Theologie der Gewaltfreiheit".

8. Aufrufe zum Mitmachen

1. Die Zeit: Debatte über Israel: Es ist eben kompliziert

https://www.zeit.de/kultur/2023-10/debatte-israel-deutschland-nahost-konflikt/komplettansicht

Debatte über Israel: Es ist eben kompliziert

Deutschland sollte fest an der Seite Israels stehen. Aber gerade deshalb muss man bei der Debatte über den Nahost-Konflikt auch manche Ambivalenzen zulassen.

Ein Essay von Nils Markwardt

24. Oktober 2023, 12:57 Uhr

Beginnen wir mit drei bemerkenswerten Aussagen. Die erste lautet: Die israelische Armee sei im Gazastreifen und Westjordanland eine "brutale Besatzungsmacht". Die zweite: In ebendiesen Gebieten mache Israel das "Leben von Millionen Menschen unerträglich" und sorge für ein "anhaltendes Leiden". Die dritte Aussage: Durch die Kontrolle über eine ihm feindlich gesinnte Bevölkerung, werde Israel zu einem Sicherheitsstaat, in dem die Demokratie und Freiheit der Rede zunehmend unter Druck gerate.

Diese Aussagen stammen nicht von propalästinensischen Aktivisten oder dekolonialistischen Theoretikerinnen. Die erste ist von Avraham Schalom, Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet von 1981 bis 1986. Die zweite kommt von Karmi Gilon, Chef des Schin Bet von 1995 bis 1996. Die dritte von Juval Diskin, Leiter des Schin Bet von 2005 bis 2011. (...)

All dies relativiert keinen Deut die Gräueltaten der Hamas oder schmälert deren Verantwortlichkeit. Es zeigt aber, dass die Geschichte des Aufstiegs der Hamas politisch komplex ist. (...)

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2. Haaretz: Gideon Levy: Und Finsternis war auf dem Antlitz Israels

https://www.haaretz.com/opinion/2023-10-26/ty-article-opinion/.premium/and-darkness-was-upon-the-face-of-israel/0000018b-6813-d78a-a5eb-7c93d6fe0000

Und Finsternis war auf dem Antlitz Israels

Gideon Levy

Haaretz, 26. Oktober 2023

Und Finsternis lag über dem Antlitz der Tiefe. Im Angesicht des Abgrunds des Massakers im Süden wird Israel von Finsternis heimgesucht. Noch ist es ein Wolkengebilde, aber es könnte sich in Dunkelheit verwandeln: Israel wird verrückt. (...)

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3. IPG-Journal: Feuerpause für Gaza https://www.ipg-journal.de/regionen/naher-osten/artikel/feuerpause-fuer-gaza-7083/?utm_campaign=de_40_20231026&utm_medium=email&utm_source=newsletter

Naher Osten/Nordafrika 26.10.2023

René Wildangel & Konstantin Witschel

Feuerpause für Gaza

Das humanitäre Desaster im Gazastreifen kann nur gestoppt werden, wenn die Waffen ruhen. Auch die Bundesregierung ist gefordert.

Außenministerin Annalena Baerbock hat beim Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg am vergangenen Montag eine humanitäre Feuerpause abgelehnt, forderte aber zuletzt in New York „humanitäre Fenster". Was damit genau gemeint ist, bleibt unklar. Fakt ist, dass die israelische Bombardierung des Gazastreifens infolge des Terrorangriffs der Hamas weitergeht.

Seitens der Bundesregierung und der EU wird die unbedingte Solidarität mit Israel betont. Solidarität ist richtig angesichts der schrecklichen Anschläge und der Folgen für die israelische Gesellschaft. Sie darf aber nicht so verstanden werden, dass damit eine humanitäre Katastrophe ungeahnten Ausmaßes und schwerwiegende Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht hingenommen werden.

Zwar hat auch die Bundesregierung mittlerweile mehrfach auf die Rechte der palästinensischen Zivilbevölkerung hingewiesen. Doch zugleich sagte Außenministerin Baerbock: „Der Terror der Hamas muss bekämpft werden, sonst wird es keinen Frieden geben und keine Sicherheit." De facto führt die Terrorbekämpfung mittels massiver Luftschläge in eine so schlimme Notlage, dass nach einhelliger Meinung aller humanitärer Akteure nur eine sofortige Feuerpause helfen kann, um das Schlimmste in Gaza zu verhindern. (...)

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4. SZ: Ronen Steinke: Krieg in Nahost - Das sind auch Menschen, die anderen

https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/gesellschaft/israel-gaza-krieg-juden-palaestinenser-deutschland-e929262/?reduced=true

26. Oktober 2023

Krieg in Nahost Das sind auch Menschen, die anderen Text: Ronen Steinke

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In der Printausgabe der SZ vom 28./29.10.2023 steht der Text auf Seite 45 unter der Überschrift:

Im Schmerz vereint Der jüdischen und der palästinensischen Diaspora in Deutschland fällt es gerade unendlich schwer, Mitgefühl für die jeweils andere Seite zu haben.

Dabei gibt es einiges, was beide verbindet – die Hilflosigkeit, die Angst und das historische Trauma.

von Ronen Steinke

Vor ein paar Tagen in Berlin. Ein israelischer Click-Arbeiter, hochqualifiziert, junger Vater. Die Augen gerötet, der Bartschatten dunkel, verfolgt er die Schreckensnachrichten über israelische Geiseln, die sich in der Hand der Hamas befinden. Im Gespräch blickt er dann einmal kurz auf: Jetzt werde sich alles ändern. Es zögen düstere Zeiten herauf, sagt er, ein Krieg, wie es noch keinen gab. Es müsse sein. „Die Frage ist jetzt: Wir oder sie?" - Und man muss sich wohl klarmachen, das sind keine Vergeltungsgelüste, die da plötzlich aufkommen. Das sind, nun, überhaupt keine Gelüste. Das ist Verzweiflung.

Der Staat Israel, der am 7. Oktober so furchtbar durch die Hamas überfallen worden ist und jetzt so überwältigend, auch übermäßig und mit fatalen Folgen für die Bewohner von Gaza zurückschlägt, ist nicht auf einer Gerechtigkeitsidee aufgebaut wie die französische oder die amerikanische Republik. Es ist viel bescheidener.

Der Staat Israel baut auf der Einsicht in die Notwendigkeit eines Überlebensprojekts auf. Eines Rettungsboots, das Juden offen-steht. Die Einsicht in diese bittere Notwendigkeit war schon vor der Shoah, also dem von Deutschen betriebenen Völkermord, bei manchen da. Nach der Shoah bei vielen. Die gewaltsame Vertreibung der Juden auch aus den arabischen Ländern und Iran in den 1950er- bis 1970er-Jahren Jahren hat sie nicht kleiner werden lassen. (...)

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5. Kirchenzeitung Köln: Gastkommentar: Josef Freise: Traumata – auf beiden Seiten

Gastkommentar Traumata – auf beiden Seiten

https://kirchenzeitung-koeln.de/1879

Gastkommentar Traumata – auf beiden Seiten Debatten um den Konflikt zwischen Israel und Palästina haben nach dem Terror der Hamas an Schärfe zugenommen. Dabei sind gerade jetzt Differenzierung und eine humane Perspektive für beide Völker notwendig, meint Josef Freise.

In meiner Stadt Neuwied gibt es einen Deutsch-Israelischen Freundeskreis und einen Arbeitskreis Palästina – beide Gruppen stimmen sich regelmäßig miteinander ab. Schon vor längerer Zeit hatten wir einen gemeinsamen Informationsabend geplant zum Thema „Israel und Palästina – zwei traumatisierte Völker finden keinen Frieden".

Wir haben nicht geahnt, welches Drama sich seit dem mörderischen Angriff der Hamas am 7. Oktober ereignen würde. Der Staat Israel wurde errichtet, um jüdischen Menschen auf der ganzen Welt einen sicheren Hafen zu geben gegen Diskriminierung, Verfolgung und alle Formen des Antisemitismus. Mit dem irrsinnigen Töten und dem Kidnapping unschuldiger Menschen durch die Hamas brach das alte vom Holocaust geprägte Trauma wieder auf, und es gibt eine tiefe Verunsicherung in Israel.

(...)

JOSEF FREISE

Josef Freise ist pensionierter Professor der Katholischen Hochschule NRW in Köln. Er betreute dort die Partnerschaftsprojekte mit der Katholischen Universität Bethlehem.

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siehe dazu auch:

https://www.jungekirche.de/2017/0417/2017_04_24-27.pdf

Frieden in Jerusalem

Josef Freise

Zur Bedeutung grenzüberschreitender Empathie

Kriterien für proisraelische und propalästinensische Solidaritätsarbeit in Deutschland

(...)

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6. Hanna Arendt: VÖLKERVERSTÄNDIGUNG IM NAHEN OSTEN (1945)

Der nachfolgende Text wurde 1945 - noch vor der Nakba und der Staatsgründung Israels - geschrieben.

Er ist entnommen aus:

Hannah Arendt. Denken ohne Geländer. Texte und Brief. Piper-Verlag München, 5. Auflage 2013, S 141 - 144, ebenso wie der Epilog, ein Ausschnitt aus einem TV-Interview mit Günter Gaus:

VÖLKERVERSTÄNDIGUNG IM NAHEN OSTEN (1945)

Aus Jerusalem wird gemeldet, dass die Außenminister der arabischen

Staaten in Kairo als Kompromiß-Lösung des Palästina-Konflikts eine

sofortige Einwanderung von 300 000 Juden vorschlagen werden, wodurch

in Palästina mit einer Million Juden eine jüdisch-arabische Parität

erreicht werden soll. Gleichzeitig wird gemeldet, dass unter der

Bedingung einer jüdisch-arabischen Verständigung England bereit sein

würde, sein Mandat an die United Nations abzutreten.

Ein Heim, das mein Nachbar nicht anerkennt und nicht respektiert, ist

kein Heim. Ein jüdisches Nationalheim, das von dem Nachbarvolk nicht

anerkannt und nicht respektiert wird, ist kein Heim, sondern eine

Illusion - bis es zu einem Schlachtfeld wird.

Dieser einfache Tatbestand - die Tatsache, daß die Araber das Jüdische

Nationalheim bislang nicht anerkannten und nicht respektierten -

konnte natürlicherweise durch keine Deklarationen ferner Mächte und

durch keine legalistischen Interpretationen internationaler

Abmachungen aus der Welt geschafft werden.

Er bezeugte jenes illusionistische, utopische und unpolitische

Element, das der jüdischen Politik um Palästina so oft anhaftete, wenn

es sich auch erst in einer Überschätzung des Praktisch-Opportunen und

dann in einer Radikalität politischer Forderungen äußerte.

Dies ist das erste Mal, daß Vertreter des arabischen Volkes ihre

Zustimmung zu jüdischer Einwanderung anbieten. Damit ändert sich mit

einem Schlage die Lage des jüdischen Volkes wie des arabischen.

Das jüdische Recht auf Palästina, erworben und gegründet auf jüdische

Arbeit, wird anerkannt von dem einzigen Partner, der in der Frage der

Anerkennung wirklich zählt, weil er der Nachbar ist. Dem Zionismus

wird das Odium (das der Balfour-Deklaration wie dem Palästina-Mandat

immer anhaftete) genommen, daß er Nutznießer und Agent fremder

Interessen sei.

Das arabische Recht auf eigene Politik wird anerkannt und von der

arabischen Nationalbewegung das Odium, das ihr immer anhaftete,

genommen, daß Araber sich auf nichts als auf Feindschaften gegen das

jüdische Nationalheim einigen können. (...)

Entscheidend ist, dass es im Interesse amerikanischer Außenpolitik zu

liegen scheint, einen neuen Weg zur Lösung von Völkerkonflikten

anzubahnen, welcher darauf hinauslaufen würde, kleineren Nationen mit

Hilfe der eigenen Macht jenen Boden zu bereiten, von welchem aus sie

weiterhin von sich aus in relativer Unabhängigkeit Politik machen können

Diese Real- und Machtpolitik unterscheidet sich von imperialistischer

Machtpolitik dadurch, daß sie nicht darauf aus ist, auf Grund der

bestehenden Macht unbegrenzt mehr und mehr Macht zu akkumulieren.

Zeichen des Imperialismus ist es, in allen Konflikten einen Partner

gegen den anderen auszuspielen, um sich selbst die permanente

Herrschaft des ewigen Schiedsrichters zu sichern und um die

betroffenen Völker mit Vorspiegelungen von »tragischen Konflikten« in

politischer Sterilität und permanenter Unmündigkeit zu halten.

Die offenbar von Roosevelt angebahnte Lösung des palästinensischen

Konfliktes versucht gerade, ihn aus der tragischen Hölle der

Unlösbarkeit, welche die Folge auch des gemäßigtsten Imperialismus

ist, heraus in die Sphäre jener Humanität zu heben, in welcher

manchmal bessere und manchmal schlechtere und meistens

Kompromiß-Lösungen gefunden werden.

(...)

Wie dem auch immer sei - und wir wollen hoffen, das die zionistische

Reaktion anders sein wird - , eines ist sicher. Was von nun an

geschieht in der palästinensischen Frage, wird zu einem Teile, und

einer erheblichen Teile, auch von uns abhängen.

Wir haben in Palästina bewiesen, daß Juden sich wirtschaftlich und

gesellschaftlich selbst helfen können, wenn man sie nur läßt. Jetzt

haben wir unsere Chance, uns auch politisch selbst zu helfen - oder

uns selbst zu verderben. Das ist nur gerecht, und es ist die einzige

Gerechtigkeit, die es in der Politik gibt.

(Völkerverständigung im Nahen Osten (16.3.1945).

Aus: Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Monde sicher, S. 177-180).

(...)

EPILOG!

VERTRAUEN IN DAS MENSCHLICHE ALLER MENSCHEN

Gaus: Erlauben Sie mir eine letzte Frage. In einer Festrede auf

Jaspers haben Sie gesagt: *Gewonnen wird die Humanität auch in der

Einsamkeit und nie dadurch, daß einer sein Werk der Offentlichkeit

übergibt. Nur wer sein Leben und seine Person mit in das Wagnis der

Öffentlichkeit nimmt, kann sie erreichen.« Dieses "Wagnis der

Öffentlichkeit" - ein Zitat von Jaspers wiederum -: Worin besteht es

für Hannah Arendt?

ARENDT: Das Wagnis der Öffentlichkeit scheint mir klar zu sein. Man

exponiert sich im Lichte der Öffentlichkeit, und war als Person. Wenn

ich auch der Meinung bin, daß man nicht auf sich selbst reflektiert in

der Öffentlichkeit erscheinen und handeln darf, so weiß ich doch, daß

in jedem Handeln die Person in einer Weise zum Ausdruck kommt wie in

keiner anderen Tätigkeit. Wobei das Sprechen auch eine Form des

Handelns ist. Also das ist das eine.

Das zweite Wagnis ist: Wir fangen etwas an; wir schlagen unseren Faden

in ein Netz der Beziehungen. Was daraus wird, wissen wir nie. Wir sind

alle darauf angewiesen zu sagen: Herr vergib ihnen, was sie tun, denn

sie wissen nicht, was sie tun.

Das gilt für alles Handeln. Einfach ganz konkret, weil man es nicht

wissen kann. Das ist ein Wagnis. Und nun würde ich sagen, daß dieses

Wagnis nur möglich ist im Vertrauen auf die Menschen. Das heißt, in

einem - schwer genau zu fassenden, aber grundsätzlichen - Vertrauen in

das Menschliche aller Menschen. Anders könnte man es nicht.

(EPILOG. Aus: »Fernsehgespräch mit Günter Gaus«, Oktober 1964, in: Ich will verstehen, S. 70)

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7. Walter Wink: "Verwandlung der Mächte. Eine Theologie der Gewaltfreiheit".

Buchhinweis: Walter Wink, "Verwandlung der Mächte. Eine Theologie der Gewaltfreiheit". Regensburg 2014, 166 S.

Unter der Überschrift "Nicht zu dem werden, was wir hassen", schreibt der Autor auf S. 109f:

"'Wer mit Ungeheuern kämpft', warnt der Philosoph Friedrich Nietzsche, 'mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird'. (...)

'Man wird immer zu dem, was man am stärksten bekämpft', schrieb Carl Gustav Jung. (...)

Miroslav Volf beschreibt es so: '(...) Den Menschen, die antraten, um gegen die brutalen Angreifer zu kämpfen, ging es um Selbstverteidigung und Gerechtigkeit, aber die Bestie in den anderen hat auch die Bestie in ihnen geweckt. Und so wurden die Schranken, die sie unter Kontrolle hielten, gebrochen, und die Bestie begann, auf Rache zu sinnen. Beim Widerstand gegen das Böse gerieten die Menschen in seine Falle'.

'Die größte Schwäche der Gewalt', bemerkt Martin Luther King, ' ist, dass sie in eine Abwärtsspirale führt, die genau das, was sie zerstören will, erzeugt'."

Auf Seite 111 schreibt Walter Wink Sätze, die Menschen in der Friedens- und Solidaritätsbewegung zur Selbstreflexion dienen können:

"Ich vermute, dass jede Ungerechtigkeit, die uns tief bewegt, auf irgendeine Weise unsere eigenen, persönlichen Wunden wieder öffnet. Es geschieht eine doppelte Bewegung der Projektion und der Introjektion:

Wir projizieren das Böse in unserem Inneren in die Außenwelt und das Böse, das wir in der Welt sehen, in unsere eigene Psyche hinein. Der Widerstand gegen das Böse verbindet sich auf diese Weise in unserem Inneren mit dem, was in der eigenen Psyche, dem zurückgewiesenen, äußeren Übel ähnelt. Der Widerstand selbst nährt den inneren Schatten.

Die Verbissenheit unseres Widerstands kann darauf hinweisen, dass ein Teil unseres Selbst das Verhalten, dem wir uns entgegen stellen, nachahmen möchte.

Wie oft habe ich Menschen sagen hören, dass die größte Gewalt, die sie selbst erlebt haben, von Kollegen in der Friedensbewegung kam!

Manchmal finden Menschen Friedensfragen deswegen anziehend, weil sie eigene innere Gewaltneigungen bekämpfen, die sie auf den 'Feind' projiziert haben. Wo auch immer sein Ursprung liegen mag, dieser vernachlässigte Schatten kann sich in boshafter Sprache und böswilligen Handlungen äußern, die andere gefährden und der Sache schaden.

Manche von uns, die sich für soziale Gerechtigkeit engagieren, sind gegenüber dem, was in der eigenen Psyche geschieht, ungeheuer naiv.

Oft finden wir im Widerstand gegen das Böse unsere Identität. Auf diese Weise können wir dann mit uns selbst zufrieden sein: Schließlich müssen wir doch, wenn wir uns gegen das Böse stellen, selber gut sein. (...)

Die Tatsache, dass der Widerstand gegen gesellschaftliche Übel das Böse in der eigenen Seele entfacht, darf nicht dazu führen, dass wir die äußeren Kämpfe vermeiden. Diese Kämpfe sind vielleicht die einzige Möglichkeit, die innere, spirituelle Arbeit zu entdecken, die unser Schicksal von uns verlangt." (...)

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8. Aufrufe zum Mitmachen:

https://www.change.org/p/sofortiger-waffenstillstand-und-wiederaufnahme-der-deutsch-palästinensischen-entwicklungsz?recruiter=1320319718&recruited_by_id=73ad5d50-74b8-11ee-a373-b736501608ea&utm_source=share_petition&utm_campaign=share_for_starters_page&utm_medium=copylink

Wir fordern - Waffenstillstand in Nahost – jetzt!

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https://www.amnesty.de/mitmachen/urgent-action/israel-gaza-evakuierungsbefehl-fuer-krankenhaeuser-aufheben-2023

Israel/OPT: Evakuierungsbefehl für Krankenhäuser aufheben!

Am 13. Oktober gingen bei 23 Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens und in Gaza-Stadt Evakuierungsbefehle der israelischen Armee ein. Seitdem erhalten die Krankenhäuser Anrufe von der israelischen Armee, die sie drängt, diesem Befehl nachzukommen.

In diesen Krankenhäusern erhalten mehr als 2.000 Patient*innen lebensrettende Behandlungen. Sie sind außerdem die einzige sichere Zuflucht für Zehntausende binnenvertriebene Familien. Angesichts der humanitären Katastrophe im Gazastreifen kann diesen Evakuierungsbefehlen praktisch nicht Folge geleistet werden.

Die israelischen Behörden müssen diese Befehle zurücknehmen und den Schutz der Gesundheitseinrichtungen sicherstellen, wie es das humanitäre Völkerrecht verlangt.

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https://www.amnesty.org/en/petition/demand-a-ceasefire-by-all-parties-to-end-civilian-suffering/

Demand a ceasefire by all parties to end civilian suffering Fordern Sie einen Waffenstillstand von allen Parteien, um das Leid der Zivilbevölkerung zu beenden.

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