Zeitenwende für die Friedenstheologie?

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Von Luha, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2182271

Vortrag von Pfarrer Dr. Matthias-W. Engelke in Moers, Stadtkirchengespäch, am Donnerstag, den 3. November 2022

Verlautbarungen von leitenden Theologen lesen sich mitunter wie staatliche Stellungnahmen. Die Beiträge von Ehepaar GABRIELE und PETER SCHERLE(1), des ehemaligen Militärbischof HARTMUT LÖWE(2) und des Präses der Rheinischen Landeskirche THORSTEN LATZEL(3) können sich auf die Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland von 2007 berufen, indem sie von der rechterhaltenden Gewalt sprechen, die mit militärischen Mitteln gegen einen Aggressor durchgesetzt werden muss. Doch auch diese Denkschrift atmete einen Geist, der durchaus als staatsnah wenn nicht staatstragend bezeichnet werden kann. Ist es Angst, Unfähigkeit oder einer geistigen Vorprägung geschuldet, dass weniger zur Sprache kommt, dass Christen im Sinne Jesu zwar in der Welt, aber nicht von der Welt sind (vgl. Jh 18,36)? Ist es Angst davor, als weltfremd abgestempelt zu werden? Haben Christen etwas zu sagen, was die Welt sich nicht selbst sagen kann? Welche Bedeutung hat es, wenn in Gottesdiensten bei Lesungen vom „Gott des Friedens“(4) (R 15,33; R 16,20; 1 Kor 14,33, 2 Kor 13,11; Phil 4,9; 1 Th 5,23 und Hebr 13,20) gesprochen wird? Der Kanzelsegen, der mit den Worten beginnt „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft“ (Phil 4,7), - haben diese Worte über die liturgische Bedeutung hinaus etwas auch heute Unverzichtbares zu sagen?

In Deutschland gibt es keine Friedenstheologie, weder an Universitäten noch kirchlichen Ausbildungsstätten, die diesen Fragen nachgehen könnte. Allein in Hamburg gibt es eine mennonitische Stiftungsprofessur, die von FERNANDO ENNS wahrgenommen wird. Warum gibt es, anders als in der Partnerkirche der Evangelischen Kirche im Rheinland, der United Church of Christ, UCC, in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Deutschland keine Friedenstheologie? Das hat sicherlich damit zu tun, dass nach der Entscheidung Luthers 1520 die deutschen Fürsten und Könige für die Reformation zu gewinnen ein „landesherrliches Kirchenregiment“ entstand, in dem die Obrigkeit zugleich Bischöfe sind und nicht anders als eine besondere abendländisch-deutsche Form des Byzantinismus bezeichnet werden kann. Ein Interesse an einer Friedenstheologie konnte da nicht aufkommen.

Viele Christen eint heute die Aussage „Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein!“. Dieses Bekenntnis stammt von der ersten Vollversammlung des Ökumenischen Rates 1948 in Amsterdam. Doch war dies nicht so eindeutig gemeint, wie es klingt. Er wurde so verstanden,

  • dass in besonderen Fällen tötende Gewalt als letztes Mittel zum Schutz bedrohter Menschen als ultima ratio legitim sei,
  • dass, wenn ein Staat in seinem Bestand bedroht sei, er zur tötenden Gewalt greifen dürfe und
  • als Ablehnung jeglichen Krieges und aller tötenden Gewalt.

Dieses Trilemma veranlasste den damaligen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, VISSER T’HOOFT, Vertreter der Friedenskirchen und des Internationalen Versöhnungsbundes anzusprechen, daraus einen Ausweg zu finden. Vertreter beider Gruppierungen veröffentlichten 1951 eine Studie, die schließlich dazu führte, dass 1955 ein erstes Treffen mit Vertretern deutscher Landeskirchen, der Friedenskirchen und des Internationalen Versöhnungsbundes stattfand. Erstaunt stellte man bei diesem Treffen in Puidoux(5) fest, dass es nach über 400 Jahren zum ersten Mal wieder von offizieller Seite Gespräche zwischen Großkirchen und Friedenskirchen gab.

Zuvor wurden diese als „Wiedertäufer“ und später als Mennoniten verfolgt, verhaftet, verbrannt, gevierteilt oder vertrieben. Anlässlich dieser Konferenz hätte in Deutschland Friedenstheologie entstehen können. Stattdessen trat das Trilemma in den Folgekonferenzen wieder so stark in den Vordergrund, dass die Beratungen abgebrochen wurden. Immerhin konnte „Church and Peace“  mit der Aufgabe gegründet werden, in den Großkirchen Prozesse auf dem Weg zu einer Friedenskirche am Leben zu erhalten.

Von einer „Zeitenwende für die Friedenstheologie“ zu sprechen ist von daher kaum möglich.(6) Der Begriff der Zeitenwende ist höchst fraglich. Wollte der Bundeskanzler OLAF SCHOLZ am 27. Februar 2022 damit sagen, dass ab diesem Tag ein anderer Kalender gilt und wie in der Antike beim Herrschaftsantritt eines neuen Königs oder Pharaos von diesem Tag an die Jahre gezählt werden? Es wird wohl mehr metaphorisch gemeint sein und verweist damit auf eine Erzählung im Matthäusevangelium. Dort folgen Sterndeuter einem Stern, der dann über einem Haus in Bethlehem stehenbleibt, wo sie Maria mit ihrem Kind finden – ohne Josef und nicht in einer Krippe. Wenn ein Stern sich bewegt, so wurde er in der Antike „Wandelstern“ genannt, heute Planet. Alle anderen Sterne sind Fixsterne, die sich gleichförmig mit allen anderen am Nachthimmel bewegen. Ein Stern ist entweder ein Wandelstern oder ein Fixstern. Beides ist nicht möglich.(7) Hier wird also etwas erzählt, was nicht möglich ist, es soll also zum Nachdenken anregen. Dass eine Bewegung anhält wird im Griechischen „epoché“ genannt. Die Epoche, die mit Jesus beginnt, hält an und wird erst zu Ende gehen, wenn er selbst wiederkommt und alles zurecht bringen wird. Das ist die christliche Botschaft von der anhaltenden Zeitenwende, die mit Jesus von Nazareth einhergeht. Von daher kann ich nichts erkennen, dass es nötig machen würde, von einer neuen Zeitenwende zu sprechen.

Stattdessen mag es angebracht sein an REINHOLD SCHNEIDER zu erinnern: „Allein den Betern kann es noch gelingen, / das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten / und diese Welt den richtenden Gewalten / durch ein geheiligt Leben abzuringen.“(8) Die Botschaft der Johannesapokalypse, die auf dem Weltenthron keinen Kaiser, König, Ritter oder sonstigen Kriegsheld sieht, sondern das geschlachtete Lamm (Apk 5,12-13), bekommt ganz neue Aktualität: Das wehrloseste aller Tiere, ein Lamm, ist Sinnbild für Christus: Gewaltfreiheit und freiwillige Armut haben das Sagen, nicht Gewalt und das Kriegen-Wollen. Ist es die Angst vor Armut und Gewaltfreiheit die davon abhält auf Jesu Weg zu bleiben?

I Friedenstheologisches

Mein Ausgangspunkt ist die Entdeckung der jungen Christenheit, dass der Friede ein Mensch ist: Jesus von Nazareth. Wir finden dies im Zeugnis des Epheserbriefes „Christus ist unser Friede“ (Eph 2,14), ein Bekenntnis, das stellvertretend für die Menschheit gesprochen wird. Der Friede ist damit ein persönliches Geschehen, anfänglich und gemeinschaftlich und kein Mittel zum Zweck, so denkt die ultima-ratio-Theorie militärischer Gewalt, und kein Weg, so denken weite Teile der beiden Großkirchen. Damit blenden sie aus, was mit der Reich-Gottes-Botschaft Jesu mitgegeben ist: Der Beginn des Barmherzigkeitsraums wo Jesu Leben und Wort gemeinschaftlich gelebt werden.

Von daher versteht sich Gewaltfreiheit nicht als Methode, sondern ist verbunden mit dem Ruf zur Umkehr, zu Buße und Reue. Buße verstanden als „Unterbrechung von Gewalt“(9). Wenn eine christliche Zeitansage – gerade jetzt in der Auseinandersetzung mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – nicht verbunden ist mit Reue, dann vermittelt dies den Eindruck, dass man selbst nicht der Vergebung Jesu Christi bedürfe. Das aber wäre selbstgerecht und billige Gnade(10). Reue üben heißt auch den Eigenanteil am Geschehen klären, damit dieser fortan unterbleiben kann. Diesen Eigenanteil Deutschlands, Europas und als Bürger sehe ich vor allem in Folgendem:

- Die leichtfertig eingegangene Abhängigkeit von russischen Gas- und Öllieferungen. Ich bin nicht gegen Handel mit Russland, im Gegenteil, auf diese Weise bleibt man mit Menschen der Mittel- und Oberschicht im Kontakt. Aber eine Abhängigkeit stärkt Machtphantasien.

- Das leichtsinnige Aufschieben des radikalen Umstiegs auf nachhaltige Energie auf spätere Jahrzehnte. Auf einmal geht vieles ganz schnell. Warum hat es dazu eines Kriegs bedurft? Wäre die Umstellung früher erfolgt, wäre eine Diskussion, ob Atomkraftwerke weiter in Betrieb genommen werden müssen, nicht nötig gewesen.

- Die Osterweiterung der NATO brach mit einem Versprechen das Gorbatschow im Rahmen der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen gegeben wurde(11). Gewiss können Staaten selber darüber bestimmen, ob sie Mitglied der NATO werden wollen oder nicht. Das NATO-Statut sieht aber auch vor, dass das Sicherheitsgefüge nicht gefährdet werden darf. Es gibt kein Recht zum Beitritt zur NATO. Der amerikanische Präsident GEORGE W. BUSH hat aus heiterem Himmel ohne Anhalt in der ukrainischen Bevölkerung oder Regierung die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine 2008 durchsetzen wollen.

- Letztes Jahr jährte sich zum 80. Mal der Überfall Deutschlands auf die Völker der Sowjetunion. Leider erfolgte zu diesem Jahrestag kein tiefgreifendes Wort der Großkirchen, dass dem Ausmaß
dieses zweiten Völkermordes mit über 26 Millionen Opfern auf Seiten der Völker der Sowjetunion gerecht geworden wäre. Es gab kein deutliches Wort oder Zeichen der Buße und Reue geschweige denn der Bereitschaft zur Wiedergutmachung an diesem Tag, dem 22. Juni 2021. Ob es an den Plänen WLADIMIR PUTINS und seiner Herrschaftsriege(12) etwas geändert hätte? Es wäre auf jeden Fall deutlich geworden, dass wenigstens die Großkirchen sich vom Russenhass distanzieren. Dieser begann am Ende des 19. Jahrhunderts, schlüpfte in die Gestalt des Antibolschewismus, nach dem Zweiten Weltkrieg gab er sich als Antikommunismus aus und ist doch bis heute nichts anderes als der rassistische Antislawismus. Dass heute so viele Menschen aus der Ukraine freundlich aufgenommen werden ist auch eine Form der Wiedergutmachung Deutschlands für das Unrecht, dass Deutsche im Zweiten Weltkrieg gerade in der Ukraine begangen haben. Solch ein Zeichen steht gegenüber den Menschen Russlands noch aus. Wie solch ein Zeichen aussehen könnte? Ich werde am Schluss Vorschläge unterbreiten.

- Das Völkerrecht wurde von der NATO spätestens seit 1999 fortwährend unterhöhlt. Der Kosovo-Jugoslawienkrieg war so völkerrechtswidrig wie der Krieg gegen Afghanistan, Irak sowie die Beteiligung am Bürgerkrieg in Syrien. Das ist der Fluch der bösen Tat, wenn dieses jetzt nachgeahmt wird. Dass sich Putin darauf beruft ist in sich widersprüchlich. Entweder gibt er damit der NATO Recht, dass sie das Völkerrecht gebrochen haben, dann kann er sich aber nicht darüber beklagen, oder er kritisiert den Völkerrechtsbruch, dann aber ist es unlauter ihn selbst zu begehen.
 
Ausgehend von der christlichen Friedensbotschaft des personalen Friedens in Jesus Christus ist es möglich Kriegstheologie zu erkennen. Der Schritt in die Kriegstheologie kann sich schleichend vollziehen. Es gibt Prüfkriterien, diese Veränderung aufzuzeigen. Sie sind zur Selbstprüfung gemeint und um damit öffentliche kirchliche bzw. theologische Stellungnahmen zu prüfen. Sie die-nen nicht dazu, Menschen zu verurteilen, das steht uns nach Jesu Weisung „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ (Mt 7,1) nicht zu, sondern dazu in den eigenen Ansichten und veröffentlichten  Äußerungen Kriegstheologie zu erkennen. Dabei steht nichts Geringeres an als die Unterscheidung zwischen Gewaltglauben(13) und Barmherzigkeit, also die Gottesfrage.
In der Verkündigung Jesu findet sich besonders im Zusammenhang mit der Reich-Gottes-Bot-schaft die Umkehrung von klein und groß, vom Ersten und Letzten und dem, der im Unrecht  und dann doch im Recht ist (vgl. Mt 20,26; Mk  9,35; Lk 13,30; 1 Kor 1,17). Dies wird in dem ur-christlichen Bekenntnis fortgesetzt, dass in Jesus von Nazareth Gott Mensch geworden ist (vgl. Phil 2,5-11; Jh 1,14). Es findet eine Umkehrung statt: Gott wird aus der Perspektive des Kindes in der Krippe gesehen, aus der Perspektive des am Kreuz sterbenden Jesus. Dies aufzunehmen bedeutet, sich in den Perspektivwechsel einzuüben. Findet – wenigstens versuchsweise – ein Perspektivwechsel statt, also der Versuch sich in die russische Seite hinein zu versetzten?

Die allererste Botschaft Jesu rief zur Umkehr auf. Gilt dieser Ruf zur Umkehr nur dem Gegner – also der russischen Herrschaftsriege – oder auch uns, Europa, der NATO, Deutschlands, der Evangelischen Kirche ein Deutschland, der Rheinischen Landeskirche, unserer Gemeinde, jedem und jeder Einzelnen? Kann es sein, dass auch wir auf dem falschen Weg sind? Das zu prüfen ist die Umkehrprobe.

Ein unveräußerliches und unaufgebbares Axiom zunächst jüdischen dann christlichen Glaubens – das wir mit Muslimen teilen – ist es, dass jeder Mensch auf Gott hin ansprechbar ist. Dies ermöglicht es mit jedem Menschen in einen Dialog treten zu können (Dialogprobe). Sind wir dazu bereit? Zugleich ist dieses Axiom die Grundlage dafür, dass wir auch für den Feind beten können (Gebetsprobe). Die junge Christenheit betete für die Obrigkeit, als sie der ständigen Gefahr ausgesetzt war, von ihr verfolgt zu werden, lange bevor sie von ihr gefördert und geschützt wurde. Das war ihre öffentliche Form der Feindesliebe. Wann haben wir zuletzt für Putin gebetet? Nicht in dem Sinne, dass wir Gott darum bitten, was wir selbst zu tun haben, sondern dass wir die Menschen, für die wir bitten, mit dem Ausdruck von Quäkern fürs Gebet, „sie ins Licht halten“.
Leben und Verkündigung Jesu ermöglichen die Versöhnung. Sind wir zur Versöhnung bereit (Versöhnungsprobe)?
Ist unser Bekenntnis zum Wiederkommenden Christus, der alles zurecht bringen wird, auch der Art, dass wir Geduld aufbringen, oder wollen wir lieber selbst richten und ur- und verurteilen und die Todesstrafe für feindliche Soldaten ausüben? (Probe des Gerichtsvorbehalts)

Die brutale Ermordung Jesu durch die römische Obrigkeit hatte keinen Sinn. Der Tod ist ein Feind Gottes (1 Kor 15,26). Ihm einen Sinn zu unterschieben leugnet die Willkürlichkeit und Zufälligkeit, die jeweils dazu führen und versucht sie aufzuheben. Es gibt wohl kaum ein von Menschen verursachtes Geschehen, dass mehr von Willkür und Zufälligkeiten bestimmt ist, wie ein Krieg. Alle Kriegsvorbereitungen und -planungen sind von dem Augenblick an, wenn der Krieg beginnt, Makulatur. Dies konnte man auch gerade zum Beginn des Ukrainekrieges feststellen. Findet dennoch eine Kontingenzvernichtung statt, dass dem Tod und Erleiden der Soldaten und betroffenen Menschen ein Sinn unterschoben wird?

Jesus lud zur unbedingten Feindesliebe ein, darin können wir sein wie Gott(14) (Mt 5,44-48). Sie ist eine der Doppelzwillinge der Liebe: Der Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst und der Liebe zu Gott und zum Feind. Dabei hat Gott den Anfang gemacht, indem er die Sünder liebt (Röm 5,8), aber nicht die Sünde. Eine Liebe und christliche Verkündigung ohne Feindesliebe macht aus dem Kreuz Jesu ein Idol.

Die Botschaft der Auferstehung Jesu beinhaltet die immer wieder neue Verkörperung, Verleiblichung des gekreuzigten Jesus in seiner Gemeinde, der dadurch zwischen ihnen gegenwärtig ist (Mt 18,20; 1 Kor 12,27; vgl. Lk 17,21). Was steht demnach zwischen uns und meinem Feind? Christus oder die Waffe (Zwischenprobe)? Beides zugleich ist nicht möglich.(15)

Wo bleibt die Trauer um die vielen Toten, die der Krieg bereits jetzt schon mit sich gerissen hat, nicht nur auf ukrainischer, sondern auch auf russischer Seite? Was sagt es über uns aus, wenn diese Trauer unterbleibt?

II Friedensethisches

Wenn Menschen daran erkennen können, dass wir zu Christus gehören, weil wir ihn zwischen uns zulassen und nicht etwa Waffen, dann sind andere Formen der Verteidigung nötig. ERICA CHENOWETH und MARIA J. STEPHAN: Why civil resistance works, Columbia 2011, haben in ihrer Studie nachgewiesen, dass gewaltfreie Formen des Kampfes gegen Ungerechtigkeit und Krieg durchaus erfolgreich sein können, sogar häufiger als solche mit tötender Gewalt. Auch in der Ukraine gibt es eine einhundertjährige Tradition des gewaltfreien Widerstandes. Seit Beginn des Ukrainekrieges konnten bis Juni 2022 235 Aktionen gewaltfreien Widerstandes in der Ukraine dokumentiert werden(16).

Ein geschichtliches Beispiel für das, was soziale Verteidigung vermag aus unserer jüngsten Geschichte ist der deutsche Überfall auf Dänemark vom 9. April 1940. Dänemark setzte sich nicht mit militärischer Gewalt zur Wehr. Das hatte nicht nur zur Folge, dass Dänemark in weitem Maße von Zerstörungen verschont geblieben ist(17). Vielmehr gelang es der Zivilgesellschaft trotz der deutschen Besatzer Tausenden von Juden das Leben zu retten, indem sie heimlich mit Fischerbooten nach Schweden transportiert wurden. Während eines kriegerischen Kampfes ist dieses nahezu unmöglich.

Das Konzept der sozialen Verteidigung gibt es in Deutschland – angeregt durch MOHANDAS KARAMCHAND GANDHI – seit Ende der 70iger Jahre, vor allem durch die Arbeiten von THEODOR EBERT und WOLFGANG STERNSTEIN(18). Dennoch ist es in den letzten mehr als 50 Jahren unterblieben in Deutschland verbindliche Strukturen sozialer Verteidigung aufzubauen. Es gibt zum Glück den zivilen Friedensdienst, der hauptsächlich Friedensfachkräfte für den Einsatz im Ausland ausbildet. Jüngst fand in Essen ein bundesweites Treffen statt mit der erklärten Absicht, sol-che Strukturen in deutschen Kommunen aufzubauen.(19) Gesetzt den Fall in Deutschland käme in Berlin   oder in einem Bundesland eine faschistische Regierung an die Macht: Wie wehren wir uns dagegen? Nutzen wir die Zeit, dieses jetzt vorzubereiten nicht, wird dies wohl kaum wieder gut zu machen sein.

Eines der stärksten Formen, sich dem Krieg zu widersetzen ist die Kriegsdienstverweigerung. Kriegsdienstverweigerern aus Russland und der Ukraine sollten ohne Einzelfallprüfung sofort das Recht auf Asyl zugesprochen werden. Dabei kennen beide Staaten nicht das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Ukraine verbietet es wehrfähigen Männern das Land zu verlassen und verwandelt dadurch das Land für sie zu einem Gefängnis. Wenn es heißt, dass die Ukrainer selbst darüber zu entscheiden haben, wie sie sich verteidigen, so mag dieses ethisch beurteilt korrekt sein, kann aber nur für die gelten, die sich zu darin zu Wort melden können. Menschen mit Beeinträchtigungen und vor allem Kindern, die Hauptleidtragenden kriegerischer Auseinandersetzungen, ist dieses aber nicht möglich. Somit wird über ihre Köpfe, genauer ihr Leben hinweg ent-scheiden und hält damit einer ethischen Überprüfung nicht stand.

Darauf zu setzen, dass in Russland Putin abgesetzt wird, ist während eines Krieges kaum zu erwarten. Ein Krieg schweißt zusammen. Im Krieg ist es nahezu unmöglich die vorhandenen Friktionen in der russischen Oberschicht wahrzunehmen und sie gegeneinander auszuspielen. Im Gegenteil, Putin benutzt dieses gegenwärtig dazu, um den Falken und Hardlinern mehr Macht zu verleihen wie den Tschetschenen-Führer RAMSAN KADYROW. Als Beispiel kann der Kosovo-Jugoslawienkrieg dienen: Erst nachdem der Krieg beendet wurde gelang es der serbischen Opposi-tion SLOBODAN MILOSEVIC abzusetzen. Während des Krieges wurden sie – da die Opposition vor allem von den „Frauen in Schwarz“ in Belgrad ausging – als Verräterinnen beschimpft.

Ständig bleibt die Möglichkeit eines Atomkriegs aus Versehen (KARL HANS BLÄSIUS, Trier(20)) oder der Abwurf einer Atombombe oder eines Atomraketenangriffs mit Absicht. Waffenlieferungen machen eine Eskalation nahezu unausweichlich. Die Klage, dass das Budapester Abkommen ein Fehler gewesen sei – 1994 wurde beschlossen, dass die Atomwaffen auf ukrainischen Boden gegen Sicherheitsgarantieren abgezogen werden – ist historisch unzulässig(21) und ethisch unvertretbar. Alle offiziellen Atomwaffenstaaten haben im Sicherheitsrat ein Vetorecht. Dieses ist mit Bedacht eingerichtet worden. Wenn darüber geklagt wird, dass der Sicherheitsrat durch das Veto eines Staates „blockiert“ worden sei, so entspricht dies in den meisten Fällen der Absicht derer, die diese Konstruktion geschaffen haben. Ihr Sinn ist es zu verhindern, dass im Sicherheitsrat eine Mehrheit von Atomächten eine andere überstimmen und damit einen Atomkrieg herbeiführen kann. Dies ist zum Glück bis heute verhindert worden und damit hat es sich gezeigt, dass diese Regelung sinnvoll ist. Nach dem Fall der Sowjetunion stand die Frage an, ob die Ukraine gleich-falls einen Sitz im Sicherheitsrat bekommen soll. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren strikt dagegen, vermutlich weil dies ein Präzedenzfall geschaffen hätte, dem andere Staaten nach-eifern würden, die gleichfalls – durch Unterstützung der Atommächte und nicht zuletzt Deutschlands wie in Südafrika z. B. – in Besitz von Atomwaffen gekommen waren oder sind. Zusätzlich hat die Sowjetunion bzw. Russland nie die Verfügungsgewalt über die Atomwaffen in der Ukraine abgegeben. Das Argument, eine Atommacht Ukraine wäre nicht von Russland angegriffen worden, ist dadurch widerlegt, dass es Kriege zwischen den Atommächten Pakistan und Indien gab und gibt. Ganz im Gegenteil zwingt die atomare Abschreckung die NATO dazu in diesen  Krieg nicht einzugreifen, so dass es nicht zu einer direkten Konfrontation russischer Truppen mit der NATO kommt. Ein Flugverbot russischer Flugzeuge oder Flugkörper kann darum von der NATO nicht ausgerufen werden. Zusätzlich ist diese Argument unethisch, weil es nicht verallgemeinerbar ist. Sonst müsste z. B. Bangladesch fordern in den Besitz von Atomwaffen zu kommen. Bangladesch ist von vier Atommächten umgeben: China, Indien, Pakistan und Russland.
 
Die friedensethischen Kriterien für rechtserhaltende Gewalt mit militärisch-tötender Gewalt hat die Evangelische Kirche in Deutschland in ihrer Friedensdenkschrift von 2007 festgehalten. Sie können im Detail überprüft werden, ob sie auch im Ukrainekrieg erfüllt sind. Zu diesen Kriterien gehört auch das Vorhandensein einer Exit-Strategie: Vor Beginn des Krieges muss vorliegen, wie der Krieg beendet werden kann.(22) Zur Logik dieser Kriterien gehört, dass sie alle erfüllt sein müssen.(23) Im Ukrainekrieg liegt keine Exit-Strategie vor. Einer russischen Annexion ukrainischer Ge-biete wird die Ukraine nicht zustimmen und eine Räumung etwa der Krim wird Russland nicht zulassen – beides lässt als einzige Möglichkeit die weitere Eskalation offen, sei es zeitlich oder an Intensität oder beides.(24) Der Ukrainekrieg und die deutschen Waffenlieferungen zur Fortsetzung dieses Krieges sind darum friedensethisch nicht haltbar. Es ist dringend an der Zeit einen Waf-fenstillstand auszurufen und zu Friedensverhandlungen zurück zu kehren, die im März 2022 noch von beiden Seiten möglich waren.(25)
 
Es ist die Stunde der Diplomatie Neues zu erfinden, Neues zu schaffen, z. B. im Sinne eines ent-militarisierten zumindest Mitteleuropas, so dass die Ukraine mit der EU verbunden sein kann,
ohne ihr und ohne der NATO anzugehören und die Donbass-Region und die Krim ihrerseits mit Russland verbunden sein können, ohne zu Russland zu gehören.
 
Nicht zuletzt stehen wir mitten im „zivilisatorischen Ernstfall“(26), in dem die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht: Die Klimakrise können wir nicht zugleich mit Militär und Krieg meistern. Um sich dies zu vergegenwärtigen genügt es zu wissen, wieviel Kraftstoff z. B. der Pan-zer Leopard II auf 100 km verbraucht: Auf der Straße: ca. 340 Liter, im Gelände: ca. 530 Liter.(27)

III Ein neuer Realismus

Vom friedenstheologischen Ausgangspunkt aus gilt es dem Kriegsidealismus zu widerstreiten. Das Recht auf Selbstverteidigung ist ethisch beurteilt keinem abzusprechen. Ich habe dabei je-doch Jesu Mahnung im Ohr „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden“ (Mt 16,25). Wenn, dann kann es für Christinnen und Christen nur um eine Selbstverteidigung gehen, die mit Jesu Weisungen verein-bar ist, also eine Selbstverteidigung ohne tötende Gewalt.(28) Wer auf das Recht auf Selbstverteidi-gung mit tötender Gewalt beharrt, muss die Frage beantworten: Wie viele Menschenleben ist ein Quadratmeter wert? Das ist die Frage der Kämpfe während des ersten Weltkrieges bei Ypern und Verdun. Wer dazu schweigt nimmt die Realität des Krieges nicht ernst und bewegt sich damit im Ideologischen.
 
Zur Realität des Krieges gehört es, dass alle Kriegsgründe, die zunächst dazu führen, dass ein Mensch zur Waffe greift – Verteidigung des eigenen Staates, Kampf für die Freiheit und eigene Unabhängigkeit etc. – in dem Augenblick schlagartig verschwinden, wenn ein Soldat oder eine Soldatin erlebt, dass ihr Kamerad oder Kameradin „im Einsatz“ verletzt oder getötet worden ist. Dann heißt es nur noch, dieser Mensch darf nicht umsonst gestorben sein. Da dies auf beiden Seiten eines Krieges gesagt wird, bewirkt von diesem Moment an der Krieg den Krieg. Homer hat dies in der Ilias präzis beschrieben, dass nachdem Athene Streitende in den Krieg geführt an, ab dem Moment des gegenseitigen Tötens der Kriegsgott Ares erweckt wird und erscheint.(29)
 
Keineswegs sind Menschen jederzeit bereit mit der Waffe zu töten. Ein Offizier stellte dies mit-ten im Zweiten Weltkrieg im Pazifikkrieg erstaunt fest.(30) Menschen müssen erst dazu gebracht werden, dass sie bereit sind Menschen zu töten. DAVE GROSSMAN(31) hat dazu eine „Mathematik des Todes“(32) erstellt: Alle fünf Bedingungen müssen gleichzeitig erfüllt sein: „Forderungen der Autorität x Gruppenabsolution x Gesamtdistanz zum Opfer x Zielattraktivität d. Opfers x ag-gressive Veranlagung des Tötenden“(33). Wenn Menschen des Friedens z. B: der Forderung einer
Autorität – z. B. staatlicher Obrigkeit, Beschlüssen von Parlamenten, Befehlen von Vorgesetzten – öffentlich mit Gründen, nachvollziehbar und glaubwürdig widersprechen, kann dies sich auf die „Kampffähigkeit der Truppe“ –  so der Jargon in der Bundeswehr – durchaus auswirken.
 
Von der biblischen Erzählung der Bindung Isaaks her, Gen 22(34) wird jedoch deutlich, dass es kei-ner Autorität erlaubt ist, Menschenopfer zu fordern, keinem Gott(35) und keinem Staat.

Im Artikel 1,1 Grundgesetz wird die Unantastbarkeit der Würde des Menschen festgelegt. Im Ar-tikel 2,2 das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Es ist nicht einzusehen, warum diese Unantastbarkeit der Würde und das Recht auf Leben in dem Moment erlöschen, wenn mir ein Mensch in der Uniform eines mit meinem Staat verfeindeten Staates gegenübersteht. Selbst wenn dies völkerrechtlich genormt worden ist, so widerstreitet dies der Logik und damit der Ge-rechtigkeit. Gottes unaufhebbares Ja zu jedem Menschen widerstreitet jedem Unwerturteil. Der Soldat RALF KNAUF hat ausgehend von Art 2,2 Grundgesetz nachgewiesen, dass es ethisch nicht vertretbar ist, Menschen zu töten oder im Krieg bereit zu sein, sich töten zu lassen.(36)
 
Wahrscheinlich ist es angemessen den Gewaltglauben als eine Sucht wahrzunehmen, an dem alle guten Argumente abprallen. Sie werden solange umgedeutet, bis sie ins eigene Schema passen, wie bei einem Alkohol- oder Drogenabhängigen. Ist aber einem Alkoholkranken mit immer mehr Alkohol oder einem Drogenabhängigen mit immer mehr Drogen gedient? Kann einem Pyroma-nen mit Feuersbrünsten begegnet werden? Einem Gewaltgläubigen mit Gewalt? Bereits das Nürnberger Tribunal hat 1946 den Angriffskrieg als das „schlimmste Verbrechen“ bezeichnet(37), da es alle anderen Verbrechen nach sich zieht. Wer dem Krieg mit Krieg antwortet, rechtfertigt von diesem Augenblick an den Krieg der darauf reagierenden Gegenseite. Eine Entgiftung vom Gewaltglauben ist nur möglich durch einen Entzug. Paulus spricht davon, sich nicht vom Bösen überwinden zu lassen, sondern das Böse mit Gutem zu überwinden, Röm 12,21.

IV Der Friede bringt den Verstand zur Vernunft – Phil 4,7

Hat der Friede den Verstand zur Vernunft gebracht – so wie es am Ende einer Predigt regelmä-ßig bekannt wird: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren“ (Phil 4,7) – und so vom Gewaltglauben abstehen lassen zu können uns davon entgiften zu lassen, dann können wir womöglich wahrnehmen, was wir tun können.
Aus der Arbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen stammt der Begriff der „verwundeten Heiler“(38): Es ist nicht nötig strahlend gesund und allumfassend gebildet und stark zu sein, um heilende Kräfte gerade als Gemeinde Jesu zuzulassen und wirken lassen zu können. In Deutschland gibt es an vielen Orten russische Gemeinden. Diese können besucht werden. Wir können mit ihnen gemeinsam Abendmahl feiern(39). So wird sichtbar und mit allen Sinnen nachvollziehbar, dass wir als Christen anderen Regeln unterliegen als denen der Gewalt. Russlanddeutsche verkriechen sich zurzeit, weil sie nicht für den Krieg mitverantwortlich gemacht werden möchten. Russische Flüchtlinge leben auch in Deutschland: Es ist m. E. an der Zeit sie aufzusuchen, das Ge-spräch mit ihnen zu führen um auch so zu zeigen, dass das Handeln und die Entscheidungen Putins und der russischen Oligarchen verurteilt werden, aber nicht das russische Volk und russische Menschen. Es wäre wohl ein deutliches Signal, wenn wir Blut spendeten: Für Menschen, die auf Blutkonserven angewiesen sind sowohl in der Ukraine als auch in Russland.

Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen IOAN SAUCA hat das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau im Auftrag des Zentralrates des Ökumenischen Rates der Kirchen am 17.10.2022 besucht und ihn auf die Punkte angesprochen, die für Entsetzen und Unverständnis gesorgt haben. KYRILL I hat sich dem Gespräch gestellt und beide haben den Konsens gefunden, „Krieg kann niemals  heilig sein“.(40) Solche Gespräche sind überlebenswichtig.

Als von Krieg, Gewalt und Ungerechtigkeit selbst Gezeichnete können wir Zeichen setzen: Etwa in dem wir in unseren Kommunen verbindliche Strukturen sozialer Verteidigung aufbauen.
Als Menschen, die in die Irre gingen, können wir gemeinschaftlich leben und die Polarisierung der Gewalt unterlaufen: Durch Lesungen ukrainischer und russischer Literatur, durch Kulturveranstaltungen mit ukrainischer und russischer Musik und ukrainischen und russischen Filmen. Da-mit können wir einem Danach nach dem Ukrainekrieg das Feld bereiten – wie die Deutsch-Fran-zösischen Jugendbegegnungen(41)zwischen den beiden Weltkriegen und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als dieses noch verboten war.  
Oder ist ein Pilgerweg von Berlin über Kiew nach Moskau für sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen an der Zeit?

Fußnoten

  1. Gabriele und Peter Scherle: Um zu richten. Der „liebe Gott“ ist tot. FAZ 27.04.2022.
  2. Hartmut Löwe: Mit Gewalt für Recht und Frieden sorgen. In: FAZ 11.08.2022.
  3. Thorsten Latzel: „Um wahren Frieden zu stiften, braucht es Menschen, die Versöhnung wagen“. Osterbotschaft. 14.04.2022. In: https://presse.ekir.de/presse/621CDFDD04F6431C85EF943143D36EBE/um-wahre… - zuletzt eingesehen am 12.11.2022.
  4. Warum ist nur bei Paulus und im Hebräerbrief so die Rede von Gott?
  5. Einen Überblick verschafft der Lexikonartikel von Joel Driedger: Puidoux-Konferenzen. In: MennLex Band V. In:  http://www.mennlex.de/doku.php?id=loc:puidoux-konferenzen – zuletzt eingesehen am 14.05.2019. Im Jahrbuch Friedenstheologie 2023 des Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie, OekIF, wird voraussichtlich eine ausführliche Abhandlung über die Puidoux-Konfernzen erscheinen.
  6. 2018 wurde in Köln das Oekumenische Institut für Friedenstheologie, OekIF, gegründet: https://friedenstheologie-institut.jimdofree.com/
  7. Möglicherweise kannte bereits die antike Astronomie Ägyptens das Phänomen der Präzession: Der Nordstern durchläuft innerhalb von 26.000 Jahren einen Kreisel, der alle 2000 Jahre zur Verschiebung des Frühlingspunktes führt. Hipparchus, 190-120 v. Chr., beschrieb dieses Phänomen als erster, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Hipparchos_(Astronom).
  8. In: Karl Otto Conrady: Das große deutsche Gedichtbuch. Kronberg/Ts. 1977, S. 870.
  9. Vgl.: Michael Schober: Zeugnisse der Unterbrechung von Gewalt im Krieg. Grundlegung einer theologischen Ethik des nicht suspendierten Zweifels. Hildesheim 2019; bes. S. 47.
  10. Dietrich Bonhoeffer: Nachfolge. Herausgegeben von Martin Kuske und Ilse Tödt. Zweite durchgesehene und korrigierte Auflage. München 1994, S. 188.
  11. Andreas Zumach: NATO-Ostererweiterung. In: Beueler Extradienst. 19.01.2022. In: https://extradienst.net/2022/01/19/nato-osterweiterung/ - zuletzt eingesehen am 12.11.2022.
    Ulrich Frey: Frieden in der Krise Ukraine – Russland: Gibt es Chancen für eine friedliche Lösung? In: epd-Dokumentation 15/2016 S. 38ff.  
  12. zur Vorgeschichte des Ukrainekrieges, mindestens von 2016 an: https://nyti.ms/3t8XPOR - zuletzt eingesehen am 15.11.2022.
  13. Zum Ursprung dieses Begriffs s.: Matthias-W. Engelke: Zelt der Friedensmacher. Die christliche Gemeinde in Friedenstheologie und Friedensethik. Norderstedt 2019, S. 71ff.
  14. Marco Hofheinz: „Die Feindesliebe wird von Jesus im Sinne einer Nachahmung Gottes (imitatio Dei) durch den Hinweis auf die liebende Zuwendung Gottes zu allen Menschen begründet.“ In: Ders.: Radikaler Pazifismus. In: Ines-Jaqueline Werkner, Klaus Ebeling, Hrsg.: Handbuch Friedensethik. Wiesbaden 2017 S. 413-431, hier S. 417.
  15. Engelke, Matthias-W.: Sühne und Gericht. Was ist Kriegstheologie? In: Deutsches Pfarrerblatt 10/2022. In: https://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/aktuelle-beitraege?tx_pvpfar… -  zuletzt eingesehen am 13.11.2022.
  16. Felip Daza Sierra: Ukrainian Nonviolent Civil Resistance In The Face Of War. Analysis of trends, impacts and challenges of nonviolent action in Ukraine between February and June 2022. In: https://novact.org/wp-content/uploads/2022/10/ENG_VF.pdf Deutsche Übersetzung von Andreas Zumach unter: https://versoehnungsbund.de/2022-11-01-ukrainischer-gewaltfreier - zuletzt eingesehen am 13.11.2022.
  17. Erst nachdem von England aus ein dänischer militärischer Widerstand initiiert worden ist, wurde u. a. Kopenhagen von der deutschen Luftwaffe bombardiert.  
  18. Theodor Ebert: Gewaltfreier Aufstand. Alternative zum Bürgerkrieg. 3. Auflage, Waldkirch i. Br., 1983;  zu Wolfgang Sternstein s.: https://www.lebenshaus-alb.de/cgi-bin/cms/mt-search.cgi?tag=Wolfgang%20… – zuletzt eingesehen am 13.11.2022
  19. Vgl. https://www.soziale-verteidigung.de/artikel/kampagne-soziale-verteidigu… - zuletzt eingesehen am 13.11.2022.
  20. vgl. www.gi.de
  21. Mariana Budjeryn: Was Ukraine Wrong to Give Up Its Nukes? The Real Legacy of Kyiv’s Post-Soviet Disarmament. In: Foreign Affairs, 08.04.2022; https://www.foreignaffairs.com/articles/russia-fsu/2022-04- 08/was-ukraine-wrong-give-itsnukes?check_logged_in=1&utm_medium=promo_email&utm_source=lo_flows&utm_campaign=registered_user_welcome&utm_term=email_1&utm_content=20220411 - zuletzt eingesehen am 16.04.2022. Matthias-W. Engelke: Hätten die Atomwaffen die Ukraine sicherer gemacht? – Ostermarschrede vom 16.04.2022. In: https://versoehnungsbund.de/2022-04-17-haetten-die-atomwaffen-die - zuletzt eingesehen am 13.11.2022
  22. Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. 2. Auflage. Gütersloh 2007. Ziffer 122, S. 79.
  23. Aus Gottes Frieden leben, Ziffer 103, S. 70.
  24. It’s Time to Bring Russia and Ukraine to the Negotiating Table https://nyti.ms/3Nt3W9U The U.S. and Russia Need to Start Talking Before It’s Too Late https://www.nytimes.com/2022/07/27/opinion/ukraine-russia-us-diplomacy… – zuletzt eingesehen am 15.11.2022. Vgl.: https://www.washingtonpost.com/outlook/2022/03/01/putin-russia-nuclear-… - zuletzt eingesehen am 15.11.2022.
  25. Michael von Schulenberg: In der Ukraine muss es darum gehen, den Frieden und nicht den Krieg zu gewinnen. In: Berliner Zeitung, 12.10.2022. In: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/in-der-ukraine-mus… – zuletzt eingesehen am 15.10.2022
  26. Peter Bürger: Zivilisatorischer Pazifismus. In: Telepolis, 19.08.2022. In: https://www.heise.de/tp/features/Zivilisatorischer-Pazifismus-7224129.h… - zuletzt eingesehen am 13.11.2022
  27. https://www.virtuelle-panzergrenadierbrigade37.de/index.php/de/2-uncate… - zuletzt eingesehen am 08.11.2022.
  28. Vgl. Jean Lasserre: Die Christenheit vor der Gewaltfrage. Die Stunde für ein Umdenken ist gekommen. Münster. Berlin 2010. S. 93: „Muss man aber nicht doch die eigenen Angehörigen verteidigen und sie zuallererst lieben und sie dann eben auch, als Ausdruck dieser Liebe, schützen? Gewiß! Aber nicht mit allen Mitteln. Das ist der kritische Punkt. Zum Schutz seiner Angehörigen sind dem Christen nur Mittel erlaubt, die keine  Aufkündigung der Gemeinschaft mit seinem Herrn und keine Lästerung Seines Namens bedeuten.“
  29. Homer: Ilias. 19. Gesang. In: Dichtung der Antike von Homer bis Nonnos. Berlin 2000. Bildschirmseite 5201; vgl. im 20. Gesang, ebd., Bildschirmseite 5214.
  30. Rutger Bregman: Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit. Hamburg 2020, e-book Position 88ff.
  31. Dave Grossmann: Anatomie des Tötens. In: Peter R. Gleichmann; Thomas Kühne, Hrsg.: Massenhaftes Töten. Kriege und Genozide im 20. Jahrhundert. Essen 2004.
  32. Gerhard Kümmel: Rez.: Peter R. Gleichmann; Thomas Kühne, Hrsg.: Massenhaftes Töten. In: Arbeitskreis Militär und Sozialwissenschaften, AMS, Newsletter 01/2005. S. 11-13. In: https://mil-soz.de/wp-content/uploads/newsletter/AMS_NL_2005_01.pdf - zuletzt eingesehen am 13.11.2022. S. 12.
  33. Ebd. S. 12f.
  34. vgl. Koran Sure 37,102ff;
  35. Gen 22,11-12 bezeugt einen Bruch in der Gottesvorstellung – ähnlich wie in Gen 8,21-22.
  36. Ralph Knauf: Die Verfassungswidrigkeit des Einsatzes militärischer Gewalt. In: https://versoehnungsbund.de/sites/default/files/2020-05/Knauf%20Ralph%2… - zuletzt eingesehen am 13.11.2022.
  37. Robert H. Jackson, USA-Hauptankläger. In: Der Nürnberger Prozeß. Das Protokoll des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof 14. November 1945 – 1. Oktober 1946. Berlin 1999.
     Band 2,183/Bildschirmseite 1501.
  38. Bernhard Häring: Die Heilkraft der Gewaltfreiheit. Düsseldorf 1986. In: Thomas Nauerth, Hrsg.: Handbibliothek Christlicher Friedenstheologie. Berlin 2004. S. 53/Bildschirmseite 1745. Vgl.: Healing and Wholeness. The Churches’ Role in Health. Christian Medical Commission, CMC, Genf 1990.
  39. Ernst von der Recke mündlich in der Videokonferenz der Evangelischen Kirche im Rheinland, „In Frieden über den  Krieg reden“, am 13.11.2022.
  40. https://www.oikoumene.org/de/news/his-holiness-patriarch-kirill-wcc-act… - zuletzt eingesehen am 13.11.2022.
    Dokument unter: https://www.oikoumene.org/de/resources/documents/wcc-communique-his-hol… - zuletzt eingesehen am 13.11.2022.
  41. Senior Goffin, Witterschlick, mündliche Mitteilung vor 1985.