"Den Mythos der Gewalt überwinden: Die Mächte kreativ verwandeln" - das Motto für die Jahrestagung 2015 spannte einen weiten Raum für die Analyse von Gewaltstrukturen und für Ansätze zu ihrer Überwindung auf.
Gerade in den einleitenden Referaten von Clemens Ronnefeldt zur Militarisierung in Deutschland, von Harald Gloede zur Militarisierung der europäischen Flüchtlingspolitik und von Rolf Gösner zur Polizeigewalt wurde deutlich wie schnell der Glaube an die Unvermeidbarkeit von Gewalt nicht nur das Handeln vieler politisch Verantwortlicher, sondern auch das Denken vieler BürgerInnen und Bürger bestimmt.
Dass umgekehrt pyhsische Gewalt nicht das einzige Mittel ist, Menschen zu herschaftskonformen Verhalten zu bringen, war am nächsten Morgen die These des gemeinsamen Impulses von Ullrich Hahn und Markus Höning, die sich mit dem Buch "Psychopolitik" von Byung-Chul Han auseinandersetzten mit dem Hinweis darauf, dass viele scheinbar freiwillig sich immer mehr selbst ausbeuten und (z.B. über das Smartphone) immer mehr kontrollieren lassen, weil sonst die klare Botschaft ist, zu versagen und nicht dazu zu gehören. Dies ersetze die klassischen Gewaltmittel von Herrschaft - eine Aussage, die zumindest in den folgenden Arbeitsgruppen durchaus kontrovers diskutiert wurde.
In diesen Arbeitsgruppe kamen dann auch Elemente zur Überwindung der Gewalt zur Sprache: Das Buch Verwandlung der Mächte von Walter Wink, Soziale Verteidigung und Gewaltfreier Widerstand in verschiedenen Teilen der Welt, aber auch Witz und Tanz, um die innere Basis für Alternativen zu stärken.
Auch der Markt der Friedensinitiativen und ein Film über gewaltlosen Widerstand in Kolumbien zeugten von der Vielfalt der Methoden, dem Mythos der Gewalt Zeichen des Lebens entgegenzusetzen.
Um solche Zeichen ging es dann auch bei den beiden Aktionen des Samstagvormittags. Zum einen zog sich ein langer Zug mit vielfältigen selbst gestalteten Plakaten durch die Bonner Innenstadt und lud Leute zum Nachdenken ein, zum anderen störte eine Blockadegruppe den geregelten Betrieb am letzten auf deutschem Boden verbliebenen Atomwaffenlager in Büchel. Für zwei Stunden kamen da keine Autos raus oder rein, Teil der Aktion Büchel 65.
Ein gelungener Ausklang des Samstags war der Auftritt des Bernstheyn-Trios auf dem Abschlussfest, dessen Klezmer-Musik und Hüsch-Interpretationen Jung und Alt begeisterten und der Auftakt zu vielen Gesprächen bis tief in die Nacht waren.
Weitere Elemente der Tagung waren Yoga und Jugendrat, das spezielle Programm für Kinder mit einem Tagesabschluss für Groß und Klein und ein Gottesdienst am Sonntagmorgen, an dem ebenfalls alle Generationen ihre Freude haben konnten.
Eingerahmt wurde die Tagung wie immer durch die beiden Teile unserer Mitgliederversammlung.
Mehr zur Jahrestagung im Anhang:
- Einleitender Vortrag von Ullrich Hahn und Markus Höning
- der Einladungs-Flyer mit dem Programm
- Berichte in den Heften der Versöhnung 2/15
- der Vortrag von RA Dr. Rolf Gössner und die Kriterien für eine unabhängige Kontrollinstanz zur Untersuchung von Polizeigewalt, auf die er dabei Bezug nimmt.
Außerdem inspirierte die Tagung Hanno noch zu einem Beitrag und Bericht über eine AG in seinem Blog "Zur Freiheit berufen".