Jahrestagung 2023: DER GEWALT WIDERSTEHEN! - Für eine gerechte Gesellschaft und ihre soziale Verteidigung

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Symbol für die Dokumentation

Die Dokumentation der Tagung mit vielen Fotos, Materialien und Berichten ist unter http://jt.versoehnungsbund.de/t/jt-23 zu finden! (Auf jener Seite einfach auf das Symbol mit dem Buch klicken.)

„Der Gewalt widerstehen!“ – Das war das Motto der Jahrestagung 2023 in Duderstadt. Schon das für die Einladung gewählte Titelbild macht deutlich, dass wir der Überzeugung sind, dass dieser Widerstand ein kreativer Prozess sein muss, der alle Seiten unseres Menschseins umfasst: Kreative Gewaltfreie Aktion als Gegenpol sowohl zu ungerechten Zuständen in der Gesellschaft wie auch gegen Militär, das ein Land besetzt, oder gewaltsame Kräfte, die sich z. B. durch einen Putsch an die Macht bringen.

Oder, wie es Thomas Nauerth in den ersten beiden seiner Thesen zur Jahrestagung auf den Punkt brachte: „Keine Staatsform ist so gerecht, dass nicht kreativer Widerstand von unten in Bezug auf Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung notwendig wäre. Kein Staat ist so ungerecht/diktatorisch/böse, dass kreativer Widerstand von unten nicht möglich wäre.“ Wobei er im weiteren Verlauf nicht verschwieg, dass die Erfolgsaussichten und der Preis für diesen Widerstand je nach Staatsform sehr unterschiedlich aussehen können.

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Barbara Müller: Gewaltfreie Aktion als Chamäleon, das in verschiedenen Situationen verschiedene Farben annimmt

Zur gedanklichen Einordnung der verschiedenen Aspekte Gewaltfreier Aktion im Spektrum zwischen sozialer Verteidigung einer Gesellschaft gegen innere und äußere Angriffe und des gewaltfreien Kampfes gegen unrechte Strukturen hin zu einer gerechteren Gesellschaft verhalf in einem pointierten Vortrag Barbara Müller, die sich schon in ihrer Dissertation mit dem Ruhrkampf als ein Beispiel zivilen Widerstandes auseinandergesetzt hatte.

Drängend war für viele Beteiligte die Frage, wie das alles konkret werden kann. In Arbeitsgruppen wurden verschiedene Perspektiven erarbeitet und Konkretionen vorgestellt: Von der Frage, wie Ausgrenzung und Rassismus überwunden werden können bis hin zur Vorstellung von Energiegenossenschaften in Bürgerhand; von Erfahrungen mit konkreter Stadtteilarbeit gegen Gewalt bis hin zu Aktionstraining für gewaltfreien, zivilen Widerstand.

Insbesondere die Kampagne „Wehrhaft ohne Waffen“, die modellhaft in verschiedenen Regionen an Voraussetzungen für eine „Soziale Verteidigung“ arbeitet und nachhaltige, solidarische und ökologische Strukturen aufbauen will, gestaltete verschiedene Arbeitsgruppen. In ihnen ging es neben konkreten Informationen über ihr Anliegen auch um die emotionalen Aspekte gewaltfreien Widerstandes und auch um seine Bedingungen und Grenzen. Das spiegelte sich auch in den angewandten Methoden wie z. B. des Theaters der Unterdrückten wider. Kommentar eines Teilnehmers: „Ich beschäftige mich schon seit 40 Jahren mit Sozialer Verteidigung. Aber diese AG hat meine Zuversicht, dass sie sich lohnen könnte, deutlich gestärkt.“

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AG 3: Ein Aspekt der Sozialen Verteidigung wird erläutert

Bei allem mitlaufendes Thema war natürlich der aktuelle Krieg in der Ukraine. Clemens Ronnefeldt beschrieb seine Hintergründe und Entwicklungen und berichtete über mutmachende gewaltfreie Aktionen zivilen Widerstands in der Ukraine auch angesichts der Kriegsgewalt. Viele Teilnehmenden drückten ihre Betroffenheit über das damit verbundene Leid aus und ihr Entsetzen über die Gewalt des Aggressors. Weitgehende Einigkeit bestand darin, dass es falsch war, vor dem Überfall der russischen Streitkräfte auf militärische Verteidigung zu setzen und keine Verhandlungen über die Forderungen der Russischen Föderation zu führen oder eine zivile Verteidigung des Landes vorzubereiten. Umstrittener war die Frage, was diese Haltung z. B. für Waffenlieferungen in dieser hoch eskalierten Situation bedeutet, wobei klar was, dass es nicht um einen militärischen Sieg gehen kann, sondern dass auch jetzt Verhandlungen der einzige Weg sind, das Morden zu beenden.

In einer Resolution in der anschließenden Mitgliederversammlung warb der VB für Schutz und Asyl für alle aus Russland, Belarus und der Ukraine, die den Kriegsdienst verweigern. Er fordert von den Regierungen Russlands, Belarus‘ und der Ukraine, die Verfolgung von Kriegsdienstverweiger*innen und Deserteur*innen umgehend einzustellen, und von der EU und der deutschen Bundesregierung, die Grenzen zu öffnen und Kriegsdienstverweiger*innen und Deserteur*innen aus Russland, Belarus und der Ukraine durch Gewährung von Asyl zu schützen.

Am Samstag wurden die Perspektiven, Gedanken und Forderungen des VB mit einer Demonstration, mit Infotischen und mit einem bewegenden Schweigekreis, der an die vielfältigen Opfer von Krieg und Gewalt erinnerte, auf den Marktplatz von Duderstadt in die Öffentlichkeit getragen und damit manches Gespräch initiiert.

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Vor der besinnlichen Feier

Grundlage der Arbeit des VB ist ja „das Vertrauen auf die Kraft der Gewaltfreiheit“ (so die Satzung), das „in unterschiedlichen religiösen Bekenntnissen und Weltanschauungen“ wurzele. Um dieses Vertrauen zu vertiefen, gab es auch viele spirituelle Angebote wie Yoga, Gebete, christliche Kontemplation, Übungen zur Achtsamkeit oder die Besinnliche Feier "Verbindung schaffen – Gemeinschaft leben" am Samstag Abend. Und natürlich trugen auch die vielfältigen informellen Gespräche und die vielen Begegnungen, auch mit unseren internationalen Gästen aus Österreich, dem Südsudan und Großbritannien, mit dazu bei.

Viele Berichte über die Tagung finden sich in unsere Zeitschrift Versöhnung (im Anhang an diesen Artikel). 

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Am Samstagmorgen in Duderstadt
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Asyl für alle Kriegsdienstverweiger*innen - eine zentrale Forderung des VB
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Die Geschäftsführerin überreicht am Ende der Jahrestagung einen kleinen Dank an die Mitglieder des Vorstandes