Ende Dezember trafen sich junge Menschen aus dem Umfeld der Kommission Beloved Community und tauschten sich aus, wie sie Jahrestagungen des VB wahrnehmen und was es braucht, um die Jahrestagung des VB verletzungsärmer zu gestalten. Dabei sind die folgenden Notizen entstanden.
1) Was ist eigentlich die Jahrestagung? Einige merkten, dass sie gar nicht wissen, was der Versöhnungsbund will. So ein bisschen entstand der Eindruck/die Frage, ob die Jahrestagung ein Familien-Wochenende für bestimmte Leute ist - oder ist es auch ein Learning Space, in dem es darum geht, konstruktiv zu lernen, mit Spass und Freude? Das Zweitere wird gewünscht - und dazu tragen wir auch gerne bei.
2) Die Awareness-Arbeit finden wir sehr wichtig. Wir wünschen uns hierbei eine Qualität wie es einige auf dem Stop Deportation Camp am BER Flughafen Schönefeld erlebt haben: • Hier gab es eine breite Selbstverständlichkeit, dass sie wichtig ist. • Es gab einen breiten Konsens, dass wir Lernende und verantwortlich sind, beständig weiter zu lernen, also uns unserer eigenen Ignoranz zu stellen, gerade da, wo wir zur „Norm“, zur dominanten Gruppe gehören • Es gab wirklich geschützte Räume (z.B. BIPoC Zelt und FLINTA*1 Zelt), da waren Awareness Personen, in bzw. vor den Zelten. Darüber hinaus waren sie telefonisch erreichbar, z.B. gab es eine Telefonnummer für Black Women. Die Awarnesspersonen hatten selber Erfahrungen in den jeweiligen Diskriminierungsformen (z.B. Rassismus, Sexismus). • Vorab gab es einen Disclamer für bestimmt Thematiken (z.B. Menschen kein Geschlecht oder Nationalität zu zu schreiben oder wurde erwartet dass White Locks bedeckt werden).
3) Es wäre toll, wenn Menschen beim VB / auf der Jahrestagung Verantwortung übernehmen für ihre eigene Erfahrungslücken • oder zumindest erst einmal Konsens darüber geschaffen wird, dass es Wissens- und Erfahrungslücken gibt. Wir befürchten, dass viele Menschen beim VB das noch nicht wissen (wollen). • Das Problem ist ja, dass wir oft denken, dass wir schon alles wissen und die Guten sind. Aber die guten sind wir ja erst, wenn wir wissen, wo wir Dominanz- und Gewaltstrukturen verinnerlicht haben und dagegen etwas tun. Zum Beispiel zuhören. Angebote annehmen. Auch Lesen. Und nachdenken, bevor wir scheinbar unschuldige Fragen stellen. • Was wir erlebt haben war: Abwehr dagegen, sich selber zu lesen – Erwartungen von „Erklär mir das persönlich“. Wir wollen aber, dass Leute selber Verantwortung übernehmen. • Und wir wünschen uns einen breiten Konsens: Wir sind Lernende und wir sind verantwortlich beständig weiter zu lernen, also uns unserer eigenen Ignoranz zu stellen. Auch z.B. in dem was wir unter „gewaltfrei“ verstehen und was wir dabei übersehen. Ignoranz / Einseitigkeit grade auch da zu erkennen, wo wir zur gesellschaftlichen Norm gehören, zur dominanten Gruppe, z.B. als Angehörige der Mittelklasse, als Menschen mit Festanstellung, als Christen, als Erwachsene, als Männer, als Weiße, als Cis Personen, als able-bodied, als Wessis u.a.m.. • Also dass die Jahrestagung zu einem gewalt-bewussteren, verletzungsärmeren Raum für alle wird, wo das Lernen im Fokus steht, mit Vernetzung und mit viel Spass, den wir miteinander haben - das wünschen wir uns.