IFOR-Erklärung zu KOLONIALISMUS and AFRIKA

Gespeichert von Geschäftsführung am
Image
International Fellowship of Reconciliation (IFOR)

Der englische Originaltext ist untenstehend zu finden und auch als PDF unten downloadbar.

IFOR-Erklärung zu KOLONIALISMUS und AFRIKA

Juba-Council, 20. November 2022

Gegründet als Antwort auf die Schrecken des Krieges in Europa, hat der Internationale Versöhnungsbund in seiner Geschichte eine konsequente Haltung gegen den Krieg und seine Vorbereitung eingenommen. IFOR- Mitglieder teilen die Vision einer Welt, in der Konflikte mit gewaltfreien Mitteln gelöst werden, in der Systeme, die Angst und Hass fördern, abgebaut werden und wo Gerechtigkeit als Grundlage für Frieden angestrebt wird.

Die Gründer von IFOR erkannten die Notwendigkeit von Heilung und Versöhnung in der Welt und formulierten eine Vision der menschlichen Gemeinschaft, die auf der Überzeugung beruht, dass gelebte Nächstenliebe die Kraft hat, ungerechte politische, soziale und wirtschaftliche Strukturen zu verändern.

Seit der Gründung im Jahr 1914 hat IFOR heute 71 Mitgliedsverbände, angeschlossene Gruppen und Partnerorganisationen in 48 Ländern auf allen Kontinenten und existiert über spirituelle und geografische Grenzen
hinweg. Wir teilen daher das Schamgefühl und die Sündhaftigkeit unserer europäischen Vorfahren über die brutale Kolonisierung Afrikas und all das Übel, das darauf folgte. Und wir erkennen aufrichtig, andächtig und aus tiefstem Herzen, diese Fehler an, die ein Teil von uns sind, nicht nur von weit entfernten „anderen“.

Wir stehen heute hier auf afrikanischem Boden in Juba (Dschuba), Südsudan, als Friedensstifter*innen, die um Vergebung bitten und eine Hand der Versöhnung ausstrecken. Wir möchten unser Wissen über die Abgründe des Kolonialismus, des Neokolonialismus und aller gewalttätigen Auswirkungen, die diese imperialen Systeme mit sich brachten, vertiefen und über unsere Handlungsmöglichkeiten lernen. Wir sind uns bewusst, dass es für viele auf allen Seiten schwierig sein kann, diese Auswirkungen zu betrachten, einander aufmerksam zuzuhören und die am stärksten Betroffenen zu ermutigen und zu bestärken, sich zu äußern. Es ist nicht leicht, die Abgründe der Grausamkeit festzuhalten, mit denen die Ideologien des Rassismus und der weißen Vorherrschaft unsere Kulturen geprägt, unsere Gemeinschaften gespalten und Krieg und Völkermord verursacht haben. Doch wenn wir die Warmherzigkeit unserer Gastgeber aus dem jüngsten Land der Welt spüren, erscheint uns das Ideal der Versöhnung greifbarer und erreichbarer als je zuvor.

Unser heutiger Besuch in Afrika, zum ersten Mal als Rat auf diesem Kontinent, ist ein wichtiger historischer und symbolischer Schritt der Anerkennung und unserer Verpflichtung sich für den Wiederaufbau gesunder kooperativer Beziehungen zwischen unseren Schwestern und Brüdern aus Afrika und dem Rest unserer Internationalen Gemeinschaft zu engagieren. Unsere Entscheidung, den Rat auf afrikanischem Boden abzuhalten, und unsere tatsächliche Ankunft in diesem gastfreundlichen Land [dem Südsudan] ist kein Zufall. Kein wahrer Internationalismus kann aufgebaut werden ohne die Einbeziehung aller Völker unserer Regenbogen-Erde. Sich der Fehler der Vergangenheit zu erinnern und sie anzuerkennen, bedeutet auch einen sozialen Aufruf, das Unrecht zu benennen und
sicherzustellen, dass es sich nicht wiederholt. Erinnerungen werfen daher ein Licht auf die Ungerechtigkeiten und zeigen Handlungsmöglichkeiten auf. Unser Wunsch nach Versöhnung darf die Aufgabe der gesellschaftlichen
Wiedergutmachung nicht übergehen und den Fortbestand von Rassismus und weißer Vorherrschaft nicht verdecken.

Wir sind uns sehr bewusst, dass dies nur ein Schritt ist, vielleicht ein kleiner erster Schritt, aber ein richtiger Schritt auf dem Weg zu vollem Vertrauen, Respekt und gegenseitiger Koexistenz zwischen dem Westen, dem Osten und dem afrikanischen Kontinent. Diese symbolische Handlung sollte IFOR dazu inspirieren, ein einvernehmliches Programm für künftige Aktionen zu entwickeln, um unseren gemeinsamen Willen und unsere Verpflichtung und unser Engagement in konkrete zukünftige Zusammenarbeit umzusetzen. Im Zusammenhang mit den Sünden unserer Vorväter und den Hoffnungen und Träumen von uns allen heute, wie sie in unseren Treffen und den hier getroffenen Entscheidungen zum Ausdruck kommen, glauben wir dass diese gemeinsam unternommenen Schritte zu einer besseren Gemeinschaft führen werden, sowohl innerhalb unserer Organisation als auch in den Gemeinschaften, mit denen wir in Kontakt sind.

Der Text wurde möglichst originalgetreu übersetzt, dabei kommt es zu sprachlichen Problemen. U.a. ist den Beteiligten natürlich klar, dass Afrika ein Kontinent und kein Land ist! Der Council fand im neuesten Staat der Welt, im Südsudan statt, damit aber zugleich das 1. Mal auf afrikanischem Boden. Diese Tatsache wollten die Autor*innen der Erklärung würdigen.


IFOR STATEMENT on COLONIALISM and AFRICA

Juba Council, 20 November 2022

 

Founded in response to the horrors of war in Europe, the International Fellowship Of Reconciliation has taken a consistent stance against war and its preparation throughout its history. IFOR members share a vision of a world where conflicts are resolved through nonviolent means, where systems that foster fear and hatred are dismantled, and where justice is sought as a basis for peace

Perceiving the need for healing and reconciliation in the world, the founders of IFOR formulated a vision of the human community based upon the belief that love in action has the power to transform unjust political, social, and economic structures

Having been established in 1914 and now with 71 branches, groups and affiliates in 48 countries on all continents, IFOR exists across spiritual and geographical boundaries. We therefore share the shame and the sinfulness of our European predecessors over the brutal colonization of Africa and all the evils that followed. And we offer our sincere, heartfelt and prayerful acknowledgment of these failures which are part of us, not just of some distant ‘them’.

We stand today on African soil here in Juba, South Sudan as peacemakers, seeking forgiveness and extending a hand of reconciliation. We seek to deepen our learning and response to the depths of colonialism, neocolonialism and all the violent effects brought about by these imperial systems. We are aware that for many on all sides, it can be difficult to look at these effects, to listen carefully to one another, and to empower those most effected to speak up. It is not easy to hold onto the depths of cruelty which the ideologies of racism and white supremacy have marked our cultures, divided our communities, and caused war and genocide. Yet as we feel the embrace of our hosts from the youngest country on the planet, the ideal of reconciliation feels more tangible and possible to us than ever before.

Our coming to Africa today, for the first time as a Council on this continent, is a major historic symbolic step of our acknowledgment and commitment to the rebuilding of healthy cooperative relationships between our sisters and brothers from Africa and the rest of our International. Our choice to hold the Council on African soil, and our actual arrival on this hospitable land, is no accident. No true internationalism can be built without the inclusion of all peoples of our rainbow earth. Remembering and acknowledging the errors of the past also means a social call to name the injustice and to ensure that it is not repeated. Memories therefore shine lights on injustices, making them actionable. Our desire for reconciliation must not skips the task of social reparation and obscures the continuities of racism and white supremacy.

We are fully cognizant that this is just a step, perhaps a small initial step, but a right step into the journey of full trust, respect and mutual co-existence between the West, the East, and the African continent. This symbolic stage of action should inspire IFOR to develop a consensual program for future action, to translate our common will and commitment here into concrete future collaborations. In the context of the sins of our forefathers, and the hopes and dreams of all of us today as envisioned in our meetings and decisions made here, we believe these steps taken together will build a better fellowship both within our organization and in the communities we touch.