Keine AFD Stiftung unter dem Namen ERASMUS!

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Als der Versöhnungsbund 2017 erfuhr, dass die frisch gegründeten Desiderius-Erasmus-Stiftung als parteinahe Stiftung für die AfD fungieren sollte, starte er folgende Petition, um zu verhindern, dass der gute Namen von Desiderius Erasmus von Rotterdam für die antihumanistischen Zwecke der AfD missbraucht würde. Sie wurde von mehr als 400 Menschen unterzeichnet:

Wir sind erschrocken über diese Pläne, eine Parteistiftung der AfD mit dem Namen und der Person von Erasmus von Rotterdam zu verbinden.

Denn Erasmus war "der erste bewußte Kosmopolit und Europäer", er kannte "keinerlei Überlegenheit einer Nation über die andere " (Stefan Zweig). Wir fordern im Namen einer solchen kosmopolitischen Persönlichkeit die AfD auf, ihre geplante Stiftung anders zu benennen.

Wir bestreiten nicht das Recht einer Partei, eine Stiftung zu gründen; aber der Name des Erasmus verpflichtet, sich dem Programm des Erasmus von Rotterdam anzuschließen. Dieses Programm umfasst vier wesentliche Punkte:

1) Erasmus, ein Weltbürger

"Wenn der Begriff Vaterland alle jene verbindet, die von den gleichen Vorfahren abstammen, und wenn die Blutsverwandtschaft zur Freundschaft führt, so ist diese Welt in Tat und Wahrheit unser aller gemeinsames Vaterland (..) Nach dieser Richtung sollte man deshalb immer wieder sein Augenmerk richten." (Querela Pacis [Klage des Friedens] 1517)
 

2) Erasmus, ein überzeugter Pazifist

"Wenn es das Glück eines Fürsten ausmacht, über glückliche Untertanen zu herrschen, so soll er sich aus ganzem Herzen der Friedensarbeit widmen. Wenn ein guter Fürst vor allem den Wunsch hegen soll, möglichst guten Staatsbürgern zu befehlen, so muß er den Krieg, aus dem sich der ganze Abschaum der Gottlosigkeit ergießt, verdammen."
 (Querela Pacis [Klage des Friedens] 1517)

3) Erasmus, ein radikaler Christ

"Da die gesamte Lehre Christi auf nichts anderem beruht als auf Sanftmut, Geduld und Verachtung des Irdischen, so ist doch klar, was (...) gemeint ist. Christus wollte seine Stellvertreter in seinem Sinn ausrüsten und verlangte deshalb, daß sie (...) nichts bei sich führen als (...) das Schwert des Geistes, das bis in den innersten Grund der Seele dringt und mit einem Schlag alle Leidenschaften tötet, so daß fürderhin nur noch Frömmigkeit im Herzen thront. (Moriae encomium [Lob der Torheit] 1511)"

4) Erasmus, ein Mensch, der die ethischen und religiösen Werte anderer Religionen, auch des Islam anerkennen konnte

"Mir ist ein wahrer Türke lieber als ein falscher Christ", denn: "Es ist weniger übel, ein offener Türke oder Jude zu sein, als ein heuchlerischer Christ."
(Dulce bellum inexpertis [Süß erscheint der Krieg den Unerfahrenen] 1515)

Nur wenn die AfD solche Positionen in ihr Programm aufnähme, ließe sich an eine Desiderius-Erasmus-Stiftung denken.
Bis dahin aber fordern wir mit aller Entschiedenheit, Erasmus sein Programm und seinen guten Namen zu lassen !

 

Erstunterzeichner:

apl. Prof. Dr. theol. Thomas Nauerth, Bielefeld
Prof. Dr. Dr. Gregor Lang-Wojtasik, Weingarten
Dr. med. Till Bastian, Bodnegg
Prof. Dr. Egbert Ballhorn, Dortmund
Ullrich Hahn, Villingen
Dr. habil. Klaus Seitz, Berlin
Dr. Gisela Raupach-Strey, Berlin
Prof. Dr. med. Annette Nauerth, Bielefeld
Prof. Dr. rer. hort. Harmen Storck, Bergen
Ewis Storck, Bergen
Hannah Salome Nauerth, Berlin
Dorothee Teschke, Rheinbach
Hanno Paul, Bünde
Prof. Dr. Prof. h.c. Egon Spiegel, Vechta
Eberhard Bürger, Magdeburg
Karen Hinrichs, Karlsruhe
Prof. Dr. Bernd Overwien, Kassel/Berlin
Prof. Dr. Marco Rieckmann, Vechta

Jochen Malmsheimer (Kabarettist)