Frieden braucht Entschuldung - Malina Stutz und Juergen Kaiser, Erlassjahr.de / Analysen von Brot fuer die Welt und Misereor / Mitmachmoeglichkeiten

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Liebe Friedensinteressierte,

im Rahmen von Transparenz TV und der Sendereihe „Friedensfragen mit Clemens Ronnefeldt“ sende ich nachfolgend eine Inhaltsangabe und den Link zu folgender Sendung:

Mittwoch, 21.4.2021 - 20.30 Uhr

Thema: Frieden braucht Entschuldung

Gäste: Malina Stutz und Jürgen Kaiser, Erlassjahr.de

Malina Stutz studierte Plurale Ökonomik im Master in Siegen. Sie hat einen Bachelor in Staatswissenschaften mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Sozialwissenschaften von der Universität Erfurt.

Jürgen Kaiser ist Geograph und Regionalplaner und leitete von 1998 bis Anfang 2021 das Büro von Erlassjahr.de.

Die Verschuldung der Länder des Südens betrug im Jahre 2000 rund 2 Billionen US-Dollar, Ende des Jahres 2019 bezifferte die Weltbank die Verschuldung von 140 Entwicklungs- und Schwellenländern auf rund 8,1 Billionen US-Dollar.

Während es im Privat- und Unternehmensbereich Privat- und Unternehmensinsolvenzen gibt, fehlt ein solches geordnetes Verfahren bei Staaten.

Das Interview wird auf bisherige Aktionen zur Entschuldung von Ländern des Südens eingehen, u.a. auf das Jahr 1999, wo gleichzeitig in Köln rund 35 000 Demonstrierende die Innenstadt aus Anlass des dort stattfindenden G-8-Gipfels umzingelten und rund 15 000 Menschen in Stuttgart beim Kirchentag am gleichen Tag ebenfalls für eine Entschuldung demonstrierten.

Die Sendung wird anhand einer Karte vorstellen, welche Länder besonders von der Verschuldungsproblematik betroffen sind und was dies für die jeweiligen Staaten bedeutet.

In Sambia ist die erste Staatspleite im Kontext der Corona-Pandemie zu verzeichnen, Argentinien hat die größte Umschuldung der Geschichte hinter sich und steht dennoch derzeit am wirtschaftlichen Abgrund.

Die Sendung wird grundsätzliche Vorschläge erläutern, wie konkret Länder-Entschuldungen aussehen können.

Im Interview wird Jürgen Kaiser auch über die "HIPC-Initiative" sprechen.

Die sogenannte "HIPC-Initiative" für die „Hochverschuldeten Armen Länder" (Heavily Indebted Poor Countries) ist darauf ausgerichtet, teilnahmeberechtigten Ländern, die eine fundierte Wirtschaftspolitik verfolgen, außergewöhnliche Unterstützung für die Reduzierung ihrer Auslandsverschuldung auf ein tragbares Niveau zu gewähren.

Die beiden Gäste werden die Arbeit von Erlassjahr.de vorstellen - und was Privatpersonen und auch Organisationen konkret tun können, um den Ländern des Südens durch Erlass ihrer Schulden wieder mehr Handlungsspielräume für eine gerechtere Politik zu ermöglichen.

Premiere: 21.4.2021 - 20.30 Uhr mit Livechat und danach dauerhaft unter:

https://youtu.be/80Uq5jEDfrA

oder

https://www.facebook.com/friedensfragen/?modal=admin_todo_tour

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Weitere Informationen unter:

https://erlassjahr.de/

und

https://www.besserewelt.info/eine-welt/eine-welt-nach-themen/verschuldung-schuldenerlass

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Dr. Klaus Schilder ist Referent für Entwicklungspolitik mit dem Schwerpunkt Verantwortliches Wirtschaften bei MISEREOR und hat den nachfolgenden Beitrag am 19.11.2020 verfasst - unmittelbar vor dem virtuellen Gipfeltreffen der 20 führenden Industriestaaten vom 21. bis 22. November 2020 und kurz nach dem Treffen der G-20- Finanzminister am 13.11.2020:

https://blog.misereor.de/2020/11/19/das-g20-moratorium-reicht-nicht-aus-ueberschuldete-staaten-brauchen-sofortige-schuldenerlasse/ Das G20-Moratorium reicht nicht aus –

Überschuldete Staaten brauchen sofortige Schuldenerlasse!

(…) Viele Beobachter erwarteten von dem Treffen der Finanzminister am Freitag, dem 13. nicht weniger als die Einigung auf ein neues Rahmenwerk zur Entschuldung. Es soll ein gemeinsames Vorgehen bei Umschuldungen von untragbaren Schuldenlasten ermöglichen. Sie wurden bitter enttäuscht.

Denn die Situation ist in vielerlei Hinsicht dramatisch:

Die anhaltende Gesundheitskrise hat zu einer globalen Rezession beispiellosen Ausmaßes geführt, nur vergleichbar mit der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre. (…)

Die Lösung könnte einfach sein: Umfassende Schuldenerlasse für diejenigen Staaten, die von der Corona-bedingten Rezession besonders stark betroffen sind, und das möglichst rasch. Würden den ärmsten Staaten der Welt ihre Verbindlichkeiten ganz oder teilweise erlassen, würden diese damit liquide und auch in der Krise handlungsfähig im Kampf gegen Corona bleiben.

Durch umfassende Schuldenstreichungen durch Regierungen, Finanzinstitutionen und private Gläubiger würden alleine im laufenden Jahr geschätzt 25,5 Milliarden US-Dollar mobilisiert werden können, die in die Pandemiebekämpfung sowie die Stärkung der Gesundheitssysteme investiert werden könnten. (…)

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Sabine Minninger ist seit 2012 Referentin für Klimapolitik bei Brot für die Welt mit dem Schwerpunkt Klimawandel und Entwicklungsfragen. Sie hat die nachfolgende Analyse verfasst:

https://www.brot-fuer-die-welt.de/blog/2021-klimawandel-covid-19-und-entschuldung/ Analyse Klimawandel, COVID-19 und Entschuldung

29.3.2021

(…) In dieser dreifachen Klima-, Schulden- und COVID-19-Krise geraten verwundbare Nationen zwischen Finanz-, Umwelt-, Klima- und Gesundheitsrisiken von allen Seiten unter Druck. Weder können sie sich riesige Investitionen in Unterstützungsprogramme leisten, noch auf dem erforderlichen Niveau in Resilienz investieren, um künftige Risiken einzudämmen.

Infolgedessen werden nicht nur Staatsschulden, sondern auch klimabedingte Verluste und Schäden weiter ansteigen. Direkt betroffene verwundbare Gemeinden werden dabei den höchsten Preis zahlen.

Die vorliegende Studie "Climate change, Debt and COVID-19" analysiert die Zusammenhänge zwischen dieser Häufung gleichzeitiger Risiken (der sogenannten Multi-Hazard-Exposition), mangelnder Resilienz, dem daraus resultierenden Katastrophenrisiko mit entsprechenden Verlusten und Schäden, Staatsschuldenrisiken und fehlenden Investitionen in den Aufbau von Resilienz.

Sie argumentiert, dass sich aus der gegenwärtigen dreifachen Krise eine wachsende Resilienzlücke ergibt, die sich von den betroffenen Ländern nicht mehr allein schließen lässt. Sie zeigt, warum solidarisches Handeln dringend geboten ist, um einen inklusiven und gerechten Übergang in eine nachhaltige, klimaresiliente und kohlenstoffneutrale Zukunft auf den Weg zu bringen. (…)

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Bei vielen Ländern des Südens, aber auch des Nordens, gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Rüstungskäufen und Staatsverschuldung.

Bekanntes Beispiel in Europa ist Griechenland, das jahrelang auch von Deutschland Großwaffensysteme in Milliardenhöhe gekauft hat.

https://www.tagesschau.de/ausland/griechenland-ruestung-103.html Griechenland

Aufrüstung um jeden Preis

Stand: 07.01.2021 11:22 Uhr

Griechenland fühlt sich von der Türkei bedroht. Deshalb will Athen massiv aufrüsten. Zehn Milliarden Euro sollen zusätzlich fürs Militär ausgegeben werden - trotz der immer noch hohen Staatsverschuldung. (…)

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Eva Hanfstängl war von 2013 bis 2020 bei „Brot für die Welt“ Referentin für Entwicklungsfinanzierung und zuständig für die Bereiche internationale Finanzpolitik, öffentliche Entwicklungshilfe, neue Finanzierungsinstrumente und Entschuldung in den Ländern des Globalen Südens. Sie schrieb den folgenden Beitrag:

https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/entschuldung/ Entschuldung

Entwicklungsländern droht neue Schuldenkrise

Die Staatsschulden vieler Entwicklungsländer erreichen kritische Werte. In den Zeiten niedriger Zinsen haben sie günstig Kredite aufgenommen. Doch wenn die Zinsen wieder steigen, droht vielen Ländern der wirtschaftliche Zusammenbruch, vor allem ohne faire Entschuldung. (…)

Derzeit nimmt die Staatsverschuldung in vielen Entwicklungsländern zu. (…)

Was Sie tun können

Unterstützen Sie das Entschuldungs-Bündnis Erlassjahr, das von uns mitgetragen wird. Machen Sie mit Ihrem Verein, Ihrer Kirchengemeinde, Ihrer Eine-Welt-Gruppe mit oder treten Sie selbst dem Bündnis bei.

Bei Erlassjahr.de können Sie auch die Wanderausstellung „Geschichten der Schuldenkrise“ bestellen und in Ihrer Stadt zeigen. Sie erhöht die Sensibilität für das Thema und stellt historische Schuldenkrisen samt Lösungsweg dar.

Darüber hinaus gibt es Materialien für Schulen, Gottesdienste, Vorträge und vieles mehr. Sie können mithilfe des Bündnisses auch als Basisgruppe, entwicklungspolitische Initiative oder Kirchengemeinde an einem gemeinsamen Projekt für ein faires Finanzsystem mitarbeiten.

Alle nötigen Infos finden Sie bei https://erlassjahr.de/

Alle Beiträge von Clemens Ronnefeldt finden sich in unserem FriedensBlog.