Liebe Friedensinteressierte,
angesichts der dramatischen Ereignisse in der Ukraine sende ich heute Informationen außerhalb meiner sonstigen Mittwoch-Zusendungen.
- Verhandlungen zu Ukraine-Krieg Einigung über Schaffung humanitärer Korridore
- „Der Krieg wird sich nur mit Verhandlungen beenden lassen“
- „Geht nach Hause!“ - Unbewaffnete Ukrainer stellen sich russischen Panzern entgegen
- Ukrainer gegen Putin - Potential für gewaltfrei-zivil-basierte Verteidigung
- KDV-Kampagne: NEIN HEISST NEIN (Belarus)
- Priester des Moskauer Patriarchats fordern Kriegsende
- Condemning The Inhumane Treatment of Africans by Ukrainian Security Forces.
- Hoffnungsgeschichten zum Thema Krieg in der Ukraine
- Charlotte Wiedemann: Aufrüstung der Bundeswehr: Das große Sprechen
- BSV-Tagung: Gewaltfreier Widerstand in repressiven Zeiten
- Aufruf zur Nothilfe in der Ukraine
1. Verhandlungen zu Ukraine-Krieg Einigung über Schaffung humanitärer Korridore
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-russland-krieg-verhandlungen-105.html
Verhandlungen zu Ukraine-Krieg Einigung über Schaffung humanitärer Korridore
Stand: 03.03.2022 19:30 Uhr
Am achten Tag des Krieges haben sich die Ukraine und Russland auf die Schaffung "humanitärer Korridore" geeinigt. Gleichzeitig intensivierte Russland die Luftangriffe auf mehrere Großstädte, in denen die Lage immer unübersichtlicher wird.
Eine Woche nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine haben sich Kiew und Moskau nach ukrainischen Angaben auf die Schaffung humanitärer Korridore verständigt, um Zivilisten aus besonders umkämpften Kriegsgebieten herausholen zu können.
Das sagten Vertreter beider Seiten nach einem zweiten Treffen, das im polnisch-belarusischen Grenzgebiet stattgefunden hatte. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak betonte zugleich, dass bei dem Treffen im belarussisch-polnischen Grenzgebiet einige erhoffte Ergebnisse nicht erreicht worden seien. (…)
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2. „Der Krieg wird sich nur mit Verhandlungen beenden lassen“
Marcel Röthig, Kiew
Marcel Röthig ist Landesvertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Ukraine und der Republik Moldau. Zuvor war er für die Stiftung u.a. in der Russischen Föderation und als Repräsentant für Belarus tätig.
Peer Teschendorf, Moskau
Peer Teschendorf leitet seit 2018 die Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Russischen Föderation. Von 2012 bis 2016 war er Leiter der FES-Büros in Kasachstan und Usbekistan.
Interviews 01.03.2022 „Der Krieg wird sich nur mit Verhandlungen beenden lassen“
Wie wird es im Russland-Ukraine-Konflikt jetzt weitergehen?
Die Leiter der FES-Büros in Moskau und Kiew diskutieren verschiedene Szenarien.
Seit Monaten baute Russland seine militärischen Kräfte rund um die Ukraine auf.
Dennoch zeigten sich viele vom Angriff überrascht.
Haben wir die Zeichen falsch gedeutet oder wollten wir sie übersehen?
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3. „Geht nach Hause!“ - Unbewaffnete Ukrainer stellen sich russischen Panzern entgegen
28.02.2022 „Geht nach Hause!“
Unbewaffnete Ukrainer stellen sich russischen Panzern entgegen
Mehrere Dutzend Bewohner der ukrainischen Kleinstadt Dniprorudne im Süden des Landes haben sich offenbar unbewaffnet einer russischen Militärkolonne mit Panzern entgegengestellt. Das zeigen mehrere aktuelle Aufnahmen vom Rand von Dniprorudne, die am Sonntag in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden.
Zu sehen ist darin der Bürgermeister der Stadt, Jewhenij Matwjejew, der nach vorne läuft und mit den Fahrern der vordersten Panzers spricht. Die Männer im Hintergrund rufen „Geht nach Hause!“ oder „Wir lassen Euch nicht durch!“. Andere rufen „Held!“ in Richtung Matwjejews. (…)
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4. Ukrainer gegen Putin - Potential für gewaltfrei-zivil-basierte Verteidigung
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2015 führte das Kiewer Internationale Institut für Soziologie (KIIS) eine repräsentative landesweite Umfrage durch, in der zum ersten Mal die Präferenzen der Ukrainer für den Widerstand im Falle einer ausländischen bewaffneten Invasion und Besetzung ihres Landes ermittelt wurden.
Die Umfrage fand kurz nach der Euromaidan-Revolution und der Einnahme der Krim und der Donbass- Region durch russische Truppen statt, als man erwarten konnte, dass die ukrainische Öffentlichkeit die Verteidigung des Mutterlandes mit Waffengewalt stark befürworten würde.
Die Ergebnisse zeigten jedoch eine überraschend starke Unterstützung für eine Alternative zur bewaffneten Verteidigung: die gewaltfreie Verteidigung unter ziviler Führung.
Die Umfrage ergab, dass die beliebteste Widerstandsform unter den Ukrainern der gewaltlose Widerstand war: 29 % unterstützten diese Handlungsoption im Falle einer bewaffneten ausländischen Aggression und 26 % im Falle einer Besetzung. Der bewaffnete Widerstand wurde dagegen von 24 % bzw. 25 % unterstützt. (…)
Ergänzende Informationen dazu auch unter:
Ukraine’s secret weapon may prove to be civilian resistance
Analysis Ukraine’s secret weapon may prove to be civilian resistance
Unarmed Ukrainians changing road signs, blocking tanks and confronting the Russian military are showing their bravery and strategic brilliance.
Daniel Hunter February 27, 2022
(Die Umfrage und weitere Reflexionen zur Erfolgsaussicht und Kosten von bewaffnetem und zivilen Widerstand finden sich im Anhang)
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5. KDV-Kampagne: NEIN HEISST NEIN (Belarus)
https://www.soziale-verteidigung.de/artikel/kdv-kampagne-heisst-belarus
KDV-Kampagne: NEIN HEISST NEIN (Belarus)
03.03.2022
Die belarussische Menschenrechtsorganisation "Nash Dom" ("Unser Haus", https://news.house/) hat am 2.3.22 um Unterstützung für eine neue Kampagne gebeten, die sie gerade gestartet hat. Hier unten folgt, was Olga Karatch, die Vorsitzende von Nash Dom, uns geschrieben hat.
Uns, dem Bund für soziale Verteidigung, ist Nash Dom sehr gut bekannt. Wir hatten die Ehre, ihre Arbeit seit nunmehr mindestens 15 Jahren zu unterstützen. Kampagne: "Nein heißt Nein"
Aufruf an belarusische Männer, die Rekrutierung zum
Kämpfen für Russland in der Ukraine zu verweigern
Olga Karatch, Nash Dom:
Ich möchte Euch bitten, unsere Kampagne "Nein heißt Nein" zu unterstützen, die sich gegen die Entsendung belarussischer Soldaten in den Krieg in der Ukraine an der Seite Russlands richtet, der vom Regime von Aliaksandr Lukaschenka geführt wird.
Heute ist eine Massenmobilisierung belarussischer Männer im Alter von 18 bis 58 Jahren zur belarussischen Armee im Gange: Einberufungsbescheide treffen ein, in denen sie aufgefordert werden, vom 4. bis 9. März 2022 zu erscheinen. Nach einem unbestätigten Bericht eines belarussischen Militärs plant Aljaksandr Lukaschenka die dringende Einberufung von etwa 35-40 Tausend belarussischen Männern zum Militärdienst.
Aber die belarussischen Männer wollen nicht in den Krieg ziehen! Sie werden in großer Zahl zusammen mit ihren Familien zu den Einberufungsbüros gerufen, dort werden ihnen die Pässe und Handys abgenommen, die Angehörigen werden bedroht. Die Zwangs- und Gewaltmobilisierung der belarussischen Männer ist im Gange.
In unserer Kultur ist die Desertion kein sehr positives Phänomen. In unserer patriarchalischen Welt sind Deserteure und Männer, die sich weigern zu kämpfen, keine "echten Männer". Solche Geschlechterstereotypen sind ein ernsthaftes Hindernis, da belarussische Männer, die Terror, Folter und eine gewisse symbolische "Kastration" durch das Lukaschenka-Regime überlebt haben, Angst haben, dass sie, wenn sie aus der Armee desertieren, von den Massen verurteilt werden.
Wir haben ein Abkommen mit dem ukrainischen Verteidigungsministerium und unterstützen politisch jene belarussischen Soldaten, die sich entscheiden, sich den Ukrainern zu ergeben und aus dem Krieg zu desertieren, in den sie von Wladimir Putin geschickt werden.
Wir rufen alle Frauen der Welt auf, einen Appell an die belarussischen Männer zu richten und ihnen zu sagen, dass sich heute das wahre Heldentum und der Mut der belarussischen Soldaten zeigen wird, wenn sie sich weigern, auf der Seite Putins und Russlands zu kämpfen, sich weigern, ukrainische Frauen und Kinder zu töten, sich weigern, Putin und seinen Krieg in der Ukraine zu unterstützen. Wir sollten die Botschaft verbreiten, dass solche Männer echte Männer und Helden sind.
Darf ich Euch bitten, ein kurzes Video mit den Hashtags #NoMeansNo, #NoWar, @StandUpWithUkraine zu drehen, in dem Ihr an die belarussischen Männer appellieren und ihnen sagen, dass Ihr ihre Entscheidung mit all Ihren Kräften unterstützen werden, wenn sie sich entscheiden, nicht auf Putins Seite zu kämpfen? Dass dies heutzutage echtes Heldentum ist?
Wir haben Frauen in der belarussischen Diaspora, die sie übersetzen können. Dann werden wir russische Untertitel machen und die Videoaufrufe in Belarus so weit wie möglich verbreiten.
Darf ich Euch bitten, andere Frauen aufzufordern, dasselbe Video-Statement mit denselben Hashtags abzugeben? Wir werden jede Frauenstimme in Belarus verbreiten.
Natürlich sind auch die Aussagen von Männern immer willkommen :-)
Ich möchte, dass die belarusischen Männer die Stimmen aller Frauen der Welt hören, und ich möchte, dass sie die richtige Entscheidung treffen: nicht mit der Ukraine für Putin zu kämpfen.
Bitte helft uns, belarusische Männer davon zu überzeugen, dass es dumm ist, zu sterben und zu töten, nur weil sie nicht "NEIN!" sagen können oder Angst haben.
Vielen Dank für Ihre Zeit und Aufmerksamkeit!
Olga Karatch, 2.3.2022
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6. Priester des Moskauer Patriarchats fordern Kriegsende
https://www.katholisch.de/artikel/33336-priester-des-moskauer-patriarchats-fordern-kriegsende
Indirekte Kritik an Festnahmen bei Protestaktionen in Russland Priester des Moskauer Patriarchats fordern Kriegsende
Priester und Diakone der russisch-orthodoxen Kirche sind betrübt angesichts der "Kluft, die unsere Kinder und Enkel in Russland und der Ukraine werden überwinden müssen, um wieder miteinander befreundet sein zu können". Sie fordern eine Waffenruhe.
Moskau/Bonn - 02.03.2022
Priester und Diakone der russisch-orthodoxen Kirche fordern in einem Offenen Brief Versöhnung und eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine. Die Unterzeichner des Online-Aufrufs – derzeit mehr als 230 – drücken ihre Trauer über das Leid aus, dem die Ukrainer "unverdient" ausgesetzt seien. (…)
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7. Condemning The Inhumane Treatment of Africans by Ukrainian Security Forces.
Die Gesamtafrikanische Konferenz der Kirchen in Nairba setzte sich gegen die Diskriminierung afrikanischer Bürgerinnen und Bürger bei der Flucht aus der Ukraine ein:
Condemning The Inhumane Treatment of Africans by Ukrainian Security Forces.
created on: Mar 02, 2022 by Carringtone Nakitari
AACC Statements
Nairobi, 1 March 2022
REV.DR. FIDON MWOMBEKI
GENERAL SECRETARY
The All Africa Conference of Churches (AACC) has been shocked by the developments in Ukraine and is appalled by reports that African citizens residing in Ukraine are discriminated against; they are sometimes prevented to catch means of transport going to borders and even worse, refused the right to cross the borders to leave Ukraine following the Russian invasion.
We condemn in the strongest possible terms the actions of all who discriminate against African people in need. Reports of the borders of some countries being closed to Africans are disgusting, particularly from a country which has been recently presenting itself as a friend of Africa, seeking trade and investment opportunities.
Such acts are a sure proof of racist attitudes and actions, which should never be tolerated anywhere, since they violate the dignity of people created in the image of God and are against international laws. AACC stands for and promotes respecting dignity and the image of God in every human being.
The All Africa Conference of Churches commends the efforts of European countries that have not followed racist attitudes and have served African people in need according to their dignity. They have opened their borders and provided humanitarian support, therefore demonstrating that racism is NOT a European value at all and is not tolerated.
The AACC calls on the African Union and its member states through their different diplomatic channels both in Europe and Africa to intentionally pay particular attention and take concrete actions to protect the lives of African citizens living in Ukraine and who would be stranded trying to leave the country. They should also call out those countries who have demonstrated racism against Africans.
REV.DR. FIDON MWOMBEKI
GENERAL SECRETARY
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8. Hoffnungsgeschichten zum Thema Krieg in der Ukraine
https://www.tagesanzeiger.ch/wenn-selenskis-uebersetzerin-zu-weinen-beginnt-171194729604
Auch im Chaos des Kriegs gibt es immer Geschichten von Hoffnung, Mut und Tapferkeit. Dafür ist dieser Blog. Wir bemühen uns um gesicherte Inhalte, das wird nicht immer zu 100 Prozent möglich sein. Allfällige Fehler werden sofort berichtigt. (…)
Weil der letzte Flug von Zürich in die Ukraine gestrichen wurde, blieb Maksym Kovalenko nichts anderes übrig, als seine gesundheitlich angeschlagene Mutter sowie seine Schwiegermutter mit dem Auto abzuholen. Der 39-jährige ETH-Professor wuchs in der Nähe der Stadt Czernowitz in der westukrainischen Region Bukowina auf.
Seine 65-jährige Mutter und die 82-jährige Schwiegermutter wohnen immer noch dort – ohne Kinder oder Verwandte, die ihnen helfen könnten. «Es bestand die Gefahr, dass sie bei einem Vorstoss der russischen Truppen in die Westukraine eines Tages abgeschnitten würden», sagt der ETH-Professor. (…)
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9. Charlotte Wiedemann: Aufrüstung der Bundeswehr: Das große Sprechen
https://taz.de/Aufruestung-der-Bundeswehr/!5835413&s=wiedemann/
2. 3. 2022
Charlotte Wiedemann Aufrüstung der Bundeswehr:
Das große Sprechen
Inmitten des Kriegs gegen die Ukraine lässt der Sound der Wehrhaftigkeit kaum Platz für Diskussionen. Klimafeindliche Rüstung geht kritiklos durch.
Müssen jetzt alle gleich denken, meinen, fühlen? Krieg hat eine kollektivierende Wirkung, im Guten wie im Schlechten. Wunderbar das Ausmaß an Anteilnahme; so kann Solidarität aussehen, wenn sie nicht beeinträchtigt wird durch Spaltungen und rassistische Vorbehalte, wenn sie europäischen Menschen gilt, Unsrigen – vielleicht gestern noch nicht ganz unsrig, aber doch heute. Und ja, gewiss, auch ich habe demonstriert, gespendet, Empathie gezeigt. (…)
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10. BSV-Tagung: Gewaltfreier Widerstand in repressiven Zeiten:
https://www.soziale-verteidigung.de/node/572 Tagung: Gewaltfreier Widerstand in repressiven Zeiten:
Strategien des Widerstands und Formen der Unterstützung
Freitag, 11.03.2022 - 19:30 Uhr bis Samstag, 12.03.2022 - 18:15 Uhr, online
Unsere Tagung zu gewaltfreiem Widerstand wird angesichts der hohen Coronazahlen ausschließlich digital stattfinden.
Das Programm haben wir entsprechend angepasst.
Die Tagung hat zahlreiche Höhepunkte, z.B. am Freitag-Abend einen Vortrag von Sharon Erickson Nepstad, einer der Wissenschaftler*innen, die sich seit vielen Jahren intensiv mit zivilem Widerstand befassen.
Die Teilnahmegebühr beträgt 15 Euro.
Anmeldung bitte einfach per Email an info@soziale-verteidigung.de
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11. Aufruf zur Nothilfe in der Ukraine
Unter dem Stichwort "Nothilfe in der Ukraine“ kann hier für die Arbeit von
Caritas International gespendet werden:
https://www.caritas-international.de/spenden/online/formular?id=A0230M005&ec_id=463095