Der Lithiumkrieg

Gespeichert von Helmut Brinkma… am

 

von Thomas Nauerth 

lithiumIm Problemfeld Krieg und Frieden stellt sich immer die schwierige Frage nach Vorder- und Hintergründen. Anders formuliert, was sind die eigentlichen Absichten und Auslöser? Der schöne Satz von Wahrheit als erstem Opfer eines Krieges zeigt, dass man sich auf Erklärungen der Regierenden an diesem Punkt nicht verlassen kann. Als Ende der 20er Jahre in Europa ernsthaft diskutiert wurde, ob angesichts der bolschewistischen Greueltaten in Moskau nicht eine moralische Verpflichtung bestehe, quasi in einem Kreuzzug des Westens diese kommunistischen Greuel in Moskau zu beseitigen, erinnerte der Dominikaner Franziskus M. Stratmann in einem Aufsatz mit dem Titel „Krieg gegen Rußland?“ an die Hintergründe solcher Forderungen: 

„Aber der ganze Schauer der Lächerlichkeit und Empörung weht uns an, wenn (…) nicht im Namen Gottes, sondern seines Gegengottes Mammon ein Feldzug zur Rückeroberung kapitalistischer Absatz- und Ausbeutungsgebiete in den Klubsesseln der Großbanken und Industriepaläste beschlossen wird; wenn westeuropäische Oelkönige mit todernster Miene die ihnen von den Religionsgemeinschaften gelieferte Kreuzzugsparole aufnehmen und nun das Blut von Millionen Menschen für das Petroleum von Milliarden Mark einsetzen! Dies sind — von keinem Wissenden mehr bestritten — die Hintergründe jedes modernen Kriegs, also auch eines von ehrlichen aber weltfremden Idealisten heilig genannten modernen Sühnekrieges.“

Die Hintergründe jedes modernen Krieges, so Stratmann 1930. Wie eigenartig die Dinge manchmal laufen. Am 11.06. stieß ich auf eine Äußerung des republikanischen Senators Lindsey Graham, der von einem Billionenschatz der Ukraine sprach, den man nicht Russen und Chinesen überlassen dürfe. Ich verstand des Senator zunächst nicht. Welcher Schatz liegt in der Ukraine? Dann schickte mir Clemens Ronnefeld folgendes Zitat: „wenn Europa die Energiewende vollziehen will, braucht sie eigene Lithiumvorkommen. Die größten Lithiumvorkommen in Europa liegen im Donezk-Luhansk-Gebiet. (…) Also wir haben hier auch ganz andere Ziele noch im Hintergrund. Und deshalb brauchen wir eine vereinte Anstrengung der Bürgerinnen und Bürger, damit unsere Politik, die Rückendeckung hat, mehr für die Ukraine zu tun.“ (Roderich Kiesewtter, 17.12.2023)

 Welch bizarrer Zufall, Lithium ist der entscheidende Rohstoff für die Batteriewende, also für den Abkehr vom Verbrenner und die GRÜNEN sind die entscheidenden Waffenfetischisten geworden... Man kann diesen Hintergrund natürlich auch aus russischer Sicht betrachten: 

https://www.n-tv.de/politik/Der-Krieg-gegen-die-Ukraine-ist-fuer-Russland-ein-Kampf-um-Rohstoffe-article25032685.html

Ich war ein bisschen perplex. 

Jahrzehntelang hat man in der Friedensbewegung davon gesprochen, dass es in Zukunft Ressourcen- und Rohstoffkriege geben wird. Und dann stecken wir offensichtlich mitten in einem Rohstoffkrieg und lassen uns einsäuseln von Parolen wie Freiheit, Demokratie, Heimat verteidigen usw. usw. Hatten wir denn erwartet, dass die Herrschenden Rohstoffkriege auch Rohstoffkrieg nennen würden? Damit kann man die eigenen Soldaten nicht motivieren! Nur für Parolen wie „Freiheit, Demokratie, Heimat verteidigen usw.“ sind junge Menschen bereit, ihre Haut zu Markte zu tragen, für Lithium will wahrscheinlich keiner sterben. „Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen //, so wie sie es mit uns heute immer noch tun,// und du hast ihnen alles gegeben:// deine Kraft, deine Jugend, dein Leben“ (Hannes Wader) 

Ich werde zukünftig das Wort „Lithiumkrieg“ häufiger verwenden, es dürfte irritieren und provozieren. Und wer weiß schon, was spätere Historiker über die wahren Gründe dieses Krieges schreiben werden!