Gerade einmal acht Monate lagen zwischen der Jahrestagung 2003 und der diesjährigen Tagung des Versöhnungsbundes im Haus Venusberg in Bonn. Dieser kurze Abstand führte aber nicht zu einem Schwund an TeilnehmerInnen. Eher das Gegenteil war der Fall. Der Trend hin zu Jahrestagungen mit rund 200 Menschen bleibt ungebrochen.
Gut 180 Erwachsene und Jugendliche und rund 40 Kinder fanden zur Tagung "Frieden lernen Wege zu einer Kultur der Gewaltfreiheit" vom 20. bis 23. Mai den Weg nach Bonn.
Hier sollte vier Tage lang über Ansätze der Friedenspädagogik informiert und unterschiedliche Methoden kennengelernt werden: Konzepte des globalen und interreligiösen Lernens, der gewaltfreien Kommunikation und Erziehung. Wie schon der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und die Vereinten Nationen/ UNESCO mit ihren Dekaden zur Gewaltüberwindung, betonte diese Tagung, dass Frieden lernen eine Aufgabe für jedes Kind und alle Erwachsenen ist. Denn "...Frieden kommt nicht von allein, sondern muß gelernt werden. Genau wie wir in der Schule Rechnen und Lesen sorgfältig gelernt haben, könnten wir Stück für Stück, mit der Offenheit eines Kindes lernen, wie wir mit uns selbst und dem anderen gewaltfrei leben," so die Einladung zu dieser Tagung.
Am Donnerstag folgte dem ersten Teil der ordentlichen Mitgliederversammlung die Eröffnung der Tagung durch unseren Vorsitzenden Ullrich Hahn. Anschließend trafen sich die "neuen" und die "alten" TeilnehmerInnen der Jahrestagung in "Mosaikgruppen", um sich kennen zu lernen und über ihre Erwartungen und Erfahrungen auszutauschen.
Beim diesjährigen Vortrag am Donnerstagabend bewies Dr. Werner Wintersteiner, Deutschdidaktiker und Friedenspädagoge an der Universität Klagenfurt, dass man auch komplexe Inhalte gut verständlich auch einem gemischten Publikum darbieten kann. Inspiriert durch seinen Vortrag, in dem er abschließend die Vision einer ASSISI-Studie zur Untersuchung der sozialen und solidarischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler in Europa entwickelte, forderte die Mitgliederversammlung am Sonntag diesen Gedanken zu unterstützen und eine solche Studie europaweit durch zu führen.
Am Freitagmorgen gab Ulrich Jäger vom Institut für Friedenspädagogik an der Universität Tübingen im Plenum einen Einblick in Friedenspädagogische Beiträge und Materialien zu den Friedensdekaden des ÖRK und der UNESCO.
Der Freitag gehörte danach ganz den insgesamt 12 Arbeitsgruppen. Ihr Angebot reichte von der Möglichkeit zur Nacharbeit der beiden Vorträge über praktische Erfahrungen von Friedenserziehung in der Schule (und ihrer Grenzen), Friedensarbeit in den Medien und dem Ansatz Gewaltfreier Kommunikation nach Rosenberg bis hin zur Analyse von Computerspielen und verschiedenen praktischen Formen von Konfliktlösungstrainings (einschließlich des Aikidos). Der Freitagabend war den Mitgliedern des Versöhnungsbundes vorbehalten, die an vielen Stellen für die Sache der Gewaltfreiheit tätig sind und davon berichten wollten. Bei "Aktuelles aus der Friedensarbeit" war von diesen vielfältigen Tätigkeiten zu erfahren.
Der Samstagvormittag gehörte vor allem einem Training zu Geschlechterfragen, Verhältnis Frauen/Männern (Gender-Training). Anka Schneider hatte ein solches Training auf der Sitzung des Council des Internationalen Versöhnungsbundes (IFOR) erlebt und konnte auch auf dieser Tagung viele damit begeistern und ins Nachdenken bringen. Eine kleinere Gruppe beschäftigte sich während dieser Zeit in einer Arbeitsgruppe mit der "Zukunftssicherung des Versöhnungsbundes". Dies ist ein längeres Thema, da es zwar vordergründig um Finanzen geht, aber doch auch um die innere Weiterentwicklung des Versöhnungsbundes. Die Gruppe vereinbarte weitere Treffen.
Um dem Körper etwas Abwechslung zu bieten, waren Jung und Alt am späten Vormittag zu Bewegungs- und Gruppenspielen auf dem Tagungsgelände aufgerufen, - das Wetter hielt und so bereitete diese Stunde allen TeilnehmerInnen viel Spaß.
Der Nachmittag stand dann wieder für die Arbeit in Gruppen zur Verfügung, deren thematische Inhalte den Versöhnungsbund fortlaufend bewegen (Indischer Subkontinent, Freiwilligendienste, Konflikt Israel/Palästina, Friedensarbeit Zentralafrika, Kindererziehung, Religiöser Anarchismus, Atomwaffen, Projekt Einfühlsam Zuhören, Archiv Aktiv).
Der gemeinsame Gottesdienst in der schönen schlichten Kirche, der Bunte Abend mit den Musikern Salossi und Blue Flower sowie die eher popig-rockige Tanzmusik zu später Stunde ließen die Tagung wortwörtlich ausklingen.
Die Wahlen des Vorsitzenden und des Vorstandes standen bei der Mitgliederversammlung am Sonntag im Mittelpunkt. Ullrich Hahn wurde mit nahezu allen Stimmen zum Vorsitzenden wiedergewählt. Den neugewählten Vorstand bilden Magdalene Ache-Klemm, Anka Schneider, Birgit Gündner, Volker Grotefeld, Gottfried Arlt, Hans-Hartwig Lenzner und Matthias Engelke.