Reich an Menschen - Die Jahrestagung 2005 am Arendsee

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Der Mensch ist ein Gewohnheitstier". Und weil die Jahrestagung 2005 des Versöhnungsbundes nicht wie sonst auf dem Venusberg in Bonn stattfand, sondern am Arendsee in Sachsen-Anhalt, hatten Vorstand und Geschäftsstelle sich innerlich schon auf eine Tagung mit weniger als 200 TeilnehmerInnen eingestellt.

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Aber es kam überraschend anders. Lag es am Tagungsthema "Wachsender Reichtum, wachsende Armut - Auf der Suche nach einem zukunftsfähigen Lebenstil", dem malerischen Ort Arendsee oder der großzügigen Tagungsstätte? Auf jeden Fall fanden gut 200 Erwachsene und Jugendliche und rund 40 Kinder den Weg nach Arendsee.

Vier Tage lang sollte das zur Zeit vorherrschende wirtschaftliche Geschehen, das die Kluft zwischen Armen und Reichen weltweit vergrößert, in den Blick genommen werden. Das Thema birgt in sich eine Bandbreite von Folgeproblemen wie wachsende Gewalt und Menschenrechtsverletzungen jeglicher Art. In dem Bewusstsein, dass so lange Armut existiert, ein beständiger Frieden nicht möglich ist, wollte diese Tagung noch etwas anderes: Den TeilnehmerInnen Antrieb geben, den eigenen Lebensstil und das Konsumverhalten kritisch zu betrachten, um ein gewaltfreies Leben zu ermöglichen.

Am Donnerstag folgte dem ersten Teil der ordentlichen Mitgliederversammlung (Berichte des Vorstandes, der Referenten, der Geschäftsstelle sowie der Finanzbericht 2004 und die Entlastung des Vorstandes) die Eröffnung der Tagung durch unseren Vorsitzenden Ullrich Hahn (s. nachfolgenden Artikel). Damit die "neuen" und die "alten" TeilnehmerInnen der Jahrestagung sich über ihre Erwartungen und Erfahrungen austauschen und einander kennenlernen konnten, trafen sie sich danach in den "Mosaikgruppen." Eine wichtige Station in der Tagung, denn rund ein Drittel der teilnehmenden Erwachsenen und Jugendlichen waren keine Mitglieder des Versöhnungsbundes.

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Den Vortrag "Globalisierung und Armutsbekämpfung" am Donnerstagabend hielt Dr. Asit Datta aus Hannover als Experte für interkulturelles Lernen und Entwicklungspädagogik.

Am Freitagmorgen zeigte Wolfgang Sartorius vom Fachverband Arbeitslosenhilfe im Diakonischen Werk Württemberg entlang der sogenannten "Hartz-IV-Gesetze" Beispiele und Strukturen unter dem Titel "Armut in Deutschland - Umbau des Sozialstaates" auf.

Danach gehörte der Freitag ganz den insgesamt 9 Arbeitsgruppen. Der Freitagabend war den Mitgliedern des Versöhnungsbundes vorbehalten, die an vielen Stellen für die Sache der Gewaltfreiheit tätig sind und davon berichten wollten. Bei "Initiativen stellen sich vor" war von diesen vielfältigen Tätigkeiten zu erfahren. InteressentInnen wurden im Laufe des Abends die Einzelheiten dazu an jeweiligen "Arbeitstischen" erläutert.

Für den Samstagvormittag waren drei parallele Exkursionen geplant worden: Per Bus zum Ökodorf 7 Linden (www.oekodorf7linden.de), per Fahrrad eine Tour auf dem Grünen Band und per Autokolonne zum Zwischenlager Gorleben (www.bi-luechow-dannenberg.de). Fiel die Wahl auch schwer, so waren die TeilnehmerInnen nach ihrer jeweiligen Exkursion voll neuer Eindrücke und zufrieden.

Der Nachmittag stand dann wieder für die Arbeit in Gruppen zur Verfügung, deren thematische Inhalte den Versöhnungsbund fortlaufend bewegen (Völkermord an den Armeniern, Friedenstheologie, Indischer Subkontinent, Freiwilligendienste, Konflikt Israel/Palästina, Friedensarbeit Zentralafrika, EU-Verfassung und Militarisierung, Kindererziehung, Modernes Ehrenamt/Politische Arbeit).

Am frühen Samstagabend waren die TeilnehmerInnen zum Gottesdienst in die Klosterkirche in Arendsee eingeladen, vorbereitet und geleitet von Barbara und Eberhard Bürger - unseren Mitgliedern vor Ort.

Der spätere Samstagabend gehörte dem traditionellen Fest der Jahrestagung, dessen kulturelles Programm dieses Mal direkt von den TeilnehmerInnen ausgefüllt wurde. Ein besonderer Dank gilt hierbei Hans-Ulrich Oberländer aus Jena für die musikalische Begleitung des Abends.

Bevor es am Sonntag zum zweiten Teil der ordentlichen Mitgliederversammlung kam, hatte die Tagung noch weit angereisten Besuch. Anlässlich des Beginns der vom Versöhnungsbund organisierten Vortragsreise zweier Kriegsdienstverweigerer der Allierten aus dem 2. Weltkrieg sprach Dr. Charles Swift aus den USA von seinen damaligen Erfahrungen mit Verweigerung und Gefängnisstrafe.

Abschließend befasste sich der zweite Teil der Mitgliederversammlung mit der zukünftigen Arbeit des Versöhnungsbundes. Zwei Beschlüsse der Mitgliederversammlung seien hier erwähnt: Der Finanzplan 2005 wurde angenommen. Der Vorsitzende Ullrich Hahn wies allerdings in aller Deutlichkeit darauf hin, dass die Finanzen so knapp sind, dass der Versöhnungsbund in Gefahr gerät seine personelle Arbeit einschränken zu müssen, wenn nicht durch verstärkte Mitgliederwerbung oder private Spendenaktionen im Herbst diesen Jahres eine Trendwende erkennbar ist. Mit dem zweiten zu erwähnenden Beschluss erhielt der Vorstand den Arbeitsauftrag, aus den Themenvorschlägen - insbesondere zu Lateinamerika - für 2006 eine ebenso erfolgreiche Tagung wie dieseshttp://www.gruenesband.de Jahr vorzubereiten.

Der besondere Dank richtete sich zum Schluss an Barbara und Eberhard Bürger für ihre Unterstützung vor Ort sowie an den Geschäftsführer Holger Klee - stellvertretend für die Geschäftsstelle - für die gute, organisatorische Vorbereitung der Tagung.